"Schade um die Zeit und damit sind wir wieder beim Thema.
KJ"
Lieber Karl,
Danke, dass Du das mir wichtige Thema Zeit wieder einbringst. Ingos Hinweise haben mir
sehr geholfen – auch im Sinn eines Entwurfs von „kristalliner“, auf je bestimmten,
definierten Elementen beruhender Konstrukte, wie in der Mathematik – auf durchaus
bewundernswert klare und binnen-schlüssige Weise.
Die empirische Zeit dagegen ist partiell zukunftsoffen, und aus - den Augenblick
überdauernden Potenzialen geschöpft. Die aus diesen Potenzialen (ich stelle sich mir
schalenförmig konzentrierend, auf eine Verdichtung hinarbeitend vor) entspringenden
Prozesse haben im Entspringen Vergangenheit und ein Entstehen in sich, in ihrem distinkt
Gerichtetsein auch eine im Gerichtetsein implizierte Zukunft. Diese ihnen innewohnende
Bahnung kann mit anderen Bahnungen zusammenfließen, um ein gemeinsam ausgerichtetes
Prozessieren zu ermöglichen.
Die in der Mathematik beschriebenen Elemente können als Potenziale angesehen werden, die
die ihnen entspringenden Prozesse „fest im Griff“ haben. Echte, offene Zukunft taucht hier
begrifflich nicht auf, sondern aus der artikulierten, elementhaft aufgefassten
Vergangenheit erfasstes, verwirklichtes Auftreten in skalierter Häufigkeit, sprich
Auftretenswahrscheinlichkeiten. Diese werden in die Gegenwart und in deren Zukunft
projiziert.
Die Verwirklichungen jenseits des in der Beobachtung gesetzten Rahmens, etwa durch
„artfremde“ Kombinationen oder Selbstauflösung von Zusammenhängen sind in der o. g. aus
vergangener Faktizität projizierten Beschreibung der Bahnungen nicht vorgesehen, die
Bahnungen haben diese Faktizität mitsam ihrem kategorialen Rahmen fest im Griff.
Die empirische Mischung aus Rahmen alias Mengen, (deren Elemente nicht disjunkt zueinander
sind), oder besser deren zu vermutendes Nebeneinander in noch nicht faktisch gemachter ,
somit nur theoretischer Gleichzeitigkeit ergibt ein realistischeres Bild auch
existenzieller Ausgesetztheit auch im Sinn „unscharfer“, verschwimmender uder abrupt
beendender Grenzen, als Kanten und Abbrüche in das Ungewisse, nicht klar Gebahnte.
Der Blick in dieses Jenseits ist beängstigend – siehe Georges Devereux, Angst und Methode.
Er erweitert aber auf zutreffende Weise den Horizont des Denkens über das Denkbare, das je
in perceptio clara et distincta zu Begreifende hinaus.
So viel als Gruß zum Morgen,
Thomas
Am 29.10.2024 um 23:43 schrieb Karl Janssen über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 29.10.2024 um 13:31 schrieb Ingo Tessmann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
die Nord-Süd-Unterschiede hierzulande gibt es ja seit Jahrtausenden und die neuerdings
viel diskutierten Ost-West-Differenzen werden sich auch noch länger halten. An eine
Beantwortung der Frage, wie sich überdurchschnittlicher Bildungsgrad und Konservativismus
vereinbaren lassen, scheinst Du nicht interessiert zu sein
Wie sollte ich eine objektiv formulierte Antwort geben können, bzw, wollen, wo Du mich
per se mit Deiner Aversion gegen konservative, in Deinen Augen plumper, manipulativer
Politik der hiesig (BY) dominierenden Partei konfrontierst. Das sollte ich schlichtweg nur
noch ignorieren.
Ich hatte allerdings in diesem Zusammenhang auf den sog. Bildungungsmonitor (bezogen auf
die Bundesländer) hingewiesen, demnach die süddeutschen Länder (mit Sachsen im Osten) die
Spitzenpositionen einnehmen. Somit eben auch Bayern mit seiner „konservativen“ Regierung.
Das scheinst Du überlesen zu haben.
Solltest Du allerdings auf einen anderen Zusammenhang abgehoben haben, nämlich (platt
ausgedrückt), wie es sich erklären lässt, dass sich in einem Bundesland wie Bayern mit
einem hohen Bildungsstand Parteien etablieren können, die mit plumpen Parolen die
Bevölkerung manipulieren, kann ich ich die Frage eigentlich nur ignorieren. Hier wird
nicht in Art politischer Agitation, ähnlich wie linksgrüner Bevormundung, wie etwa das
(gescheiterte) Heizungsgesetz, oder Vorschriften zur Schulspeisung, bzw. ein Diktat zu
vegetarischer Ernährung. Das nämlich ist beabsichtigte Manipulation, im Kontext
linksgrüner Gesinnungsdiktatur.
Doch um es nochmal deutlich zu sagen: auch meine Familie ernährt sich seit Jahrzehnten
äußerst fleischarm, achtet ebenso auf Nachhaltigkeit, fahren Elektro-Autos usf. Das
geschieht aber nicht zufolge pastorenhafter Bevormundung, sondern einzig auf
Eigenverantwortung gegenüber Umwelt und Mitmenschen.
Ich hatte das vor langer Zeit hier schon geschrieben: Die von Kanzeln drohenden Pastoren
haben wir verscheucht oder irgendwann einfach ignoriert, nun stehen die Grünen auf den
Kanzeln.
Längst aber sind nicht alle Menschen mit Sympathie oder unmittelbarem Engagement für die
„grüne Sache“ benannter Klientel zuzuordnen. Dazu zähle ich viele meiner Freunde und
Bekannte. Zuwider sind mir nur die „Neuen Apostel“ und Pfaffen in grünen Kutten.
Deinen diesbezüglichen Hinweis auf die CSU (die in den schwarzen Kutten - wirst Du sagen)
werde ich schlicht ignorieren, da er purer Abneigung, insbes. auch gegen MP Söder,
womöglich auch der Angst geschuldet ist, dieser könnte sich als BK zur Wahl stellen. Nach
aktuellen bundesweiten! Umfragen hätte er die Mehrheit. Persönlich sehe ich ihn nicht für
dieses Amt prädestiniert, weniger, weil er es nicht ausfüllen könnte, sondern weil er vom
linksgrünen Lager als absolutes Feindbild aufgebaut würde. Das sollte er sich ersparen und
so ist er besser hier aufgehoben. Ein CSUler, damals in Bonn, heute in Berlin, das ist
noch nie gut ausgegangen und wird künftig auch nicht funktionieren. Da gehen wir Bayern
lieber mit Österreich zusammen :-)))
Nun reicht‘s aber wieder mit Politik. Fehlt gerade noch, dass wir hier beginnen, über
Fussball zu diskutieren. Schade um die Zeit und damit sind wir wieder beim Thema.
KJ
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