Am 03.08.2024 um 18:36 schrieb Dr. Dr. Thomas Fröhlich
<dr.thomas.froehlich(a)t-online.de>de>:
Das Konzept der physikalischen potentiellen Energie
betrifft das Vermögen, eine Ortsveränderung im abstrakten Raum und auf der leeren
Zeitachse vorzunehmen. Es betrifft nicht das Vermögen, an einer Strukturgestaltung
teilzunehmen, als der Bildung einer intern und extern Beziehungs-spezifisierten jeweiligen
Ganzheit.
Moin Thomas,
natürlich vermag das Konzept der physikalischen potentiellen Energie an einer
Strukturgestaltung teilzunehmen. Denk nur einmal an die Verbindung von Potential-,
Wahrscheinlichkeits- und Strukturtheorie. Sind die Strukturen reichhaltig genug, sind in
ihnen, wie in Lebewesen üblich, auch mehrere Zeitmaße formulierbar. Von intern erlebten
über gelebte bis hin zu extern universalen Zeiten reicht der Bogen. Die von Dir behauptete
Ganzheit mag erlebbar sein, ist aber nicht benennbar. Denn verschwindet nicht, was bedacht
wird? Für mich grenzen diese bloß behaupteten Ganhheitsbetrachtungen ins Mystische.
Wieder auf die Ganzheit einer Tonfolge bezogen: hier
fragt der physikalische Zugang die allgemeinen teilbaren Aspekte ab, die, wie der Begriff
„allgemein“ sagt allen Tönen gemeinsam sind: ein Zeitpunkt des Auftretens gemessen in
einer universellen Zeitskala, eine Frequenz, gemessen in einer universellen Schwingungen
pro Zeiteinheit-Skala, Tonstärke, ebenfalls gemessen in einer universellen Skala, mittels
Fourier-Analyse zu differenzierender Teilfrequenzen, Reichweite des Frequenzfeldes
gemessen in einer universellen Raumskala etc. Die Bezogenheit des Tones auf die
„gefüllte“ Umgebung, die Abgabe, Aufnahme und Einarbeitung des Tones gemeinsam mit
erinnerten (das heißt, in die Speicher alias Potenziale verbrachten) Tönen, der Bezug
dieser „Deutung“ zu weiteren, im zu Grunde liegenden Speicher als Potenziale verfügbaren
Erinnerungen, ihr Bezug zum räumlichen, sozialen und „seelischen“ Kontext, all das bezieht
sich auf teilbare Aspekte höheren Grades an Jeweiligkeit, also solche, die Augenblicks-
und Kontext-spezifisch sind bzw. den Ton und die Tonfolge über Aspekte (SASAs) ihrer
Augenblicks- und Kontext-spezifischen, jeweiligen, vom „Innen“, dem „Gehalt“ mitgeprägten,
den „Sinn“ der Interaktion erzeugenden „Seite“ erfassen.
Als Einheit wahrgenommene Tonfolgen haben selbstredend einen Innen- und einen Außenaspekt.
Beide überlagern sich im Vollzug, der gehandhabt und erlebt wird. Die Umgangssprache
spielt bei instrumentaler Musik keine wesentliche Rolle. Technik und Mathematik kommen
aber wesentlich bei der Aufnahme, Übertragung, Verteilung und Wiedergabe ins Spiel. Dabei
dürften die sinnstiftenden Interpretationen nur selten dem jeweiligen Kompositions-,
Spiel- oder Hörerlebnis nahe kommen. Die Sprache bleibt der Musik ebenso äußerlich wie
Mathematik und Technik.
Natürlich kann man auch eine halb-quantitative Skala
an Grad der Jeweiligkeit aufstellen. Der eine Extrempol ist das nicht teilbare, daher
nicht abzubildende, tiefste Jeweilige des individuellen, zunächst unbezogen gedachten
„puren“, existenziellen, ursprünglichen bloßen und einfachen Selbst-Seins. Der andere Pol
ist das „Allgemeinste“, jenseits jeder und über jeder Individualität und jedem
individuellen Sein liegende Allgemeine als Universal-SASA, als mit allem teilbare
Aspekthaftigkeit, die auf Grund ihrer das Allgemeinste erstellenden Struktur an der
Strukturierung von Allem einen Anteil hat. Über diese aus dem Zwischenbereich heraus
ebenso wie das andere Extrem extrapolierten Äußersten kann nichts ausgesagt werden, weil
jedes hierfür gebrauchte Wort schon zu viel der Spezifisierung und Bindung an Jeweiligkeit
und dessen Sinn bedeuten würde.
Nunmehr hast Du einen Bogen zwischen zwei Polen gespannt, dem Selbstsein und dem
Allgemeinsten. Menschen leben gleichsam in einem Zwischenbereich und können aus ihm heraus
über beide Pole nichts aussagen. Weder können sie ihr Selbstsein noch das Allgemeinste
versprachlichen. Die Umgangssprache entsteht lediglich aus den auseinander hervorgehenden
Selbstseienden sofern sie sich selbstreproduzieren. Nahrung, Paarung, Kleidung, Wohnung
sind die Bezüge ihres Umgangs. Die Form der Sprache bleibt auf den Umgang als ihren Inhalt
beschränkt.
Das Allgemeinste demgegenüber ist das, mit dem alles entstanden und aus dem auch das Leben
hervorgegangen ist: das Universum. So wenig das Wort darüber sagt, um so mehr Form gibt
ihm die Mathematik als ihrem Inhalt. Ihrer unendlichen Strukturfülle gegenüber ist sogar
das Universum nur eine Winzigkeit. Und die sich selbst reproduzierende Menschheit wiederum
ist eine Winzigkeit im Universum.
Wie kommen nun die grob sprachlich angenäherten sinnlich und fühlend Selbstseienden mit
dem ebenso grob quantitativ-experimentell angenährten Universum zusammen? Physisch
vollzieht es sich wie von selbst ebenso wie das Erleben im Leben der Menschen. Die
Umgangssprache wird dem Erleben nicht gerecht, hier sind die Künste hinzuzunehmen, die
aber auch nur Näherungen bleiben. Dem Leben wiederum kommen die
quantitativ-experimentellen Wissenschaften näher. In ihnen spielen Technik und Mathematik
die Hauptrolle, während in den Künsten das Material und seine Handhabung bestimmend sind.
Sprache koordiniert und kommentiert lediglich den Lebensvollzug. Insofern sehe ich, wie
alle anderen beschreibenden Theorien, auch die semantische Systemtheorie als weiteren
Kommentar an.
IT