Am 07.02.2025 um 23:58 schrieb Karl Janssen über
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Meine seinerzeit hier eingeführte These „it‘s all about information“ (in Anlehnung an J
Wheelers „it‘s from Bit“) hat den hier üblichen Disput zwischen mir und Waldemar
ausgelöst, weil er m.E. mit einem unzulänglichen Begriff von Informatiion und Nachricht
argumentierte. Da ich als Nachrichten/IT-Ingenieur von der Pike auf gelernt habe, wie
diese technischen Begriffe definiert sind,konnte ich gar nicht anders, als entsprechend zu
intervenieren. Im Rückblick darauf kommt mir dieses Geplänkel fast lächerlich vor, zudem
sich immer wieder zeigt, wie unterschiedlich man auf die Lebenswelt aus verschiedenen
Blickwinkeln sieht, vor allem aber dem eigenen „Framing“ festgezurrter Denkmuster folgend
argumentiert. Ingo T. nennt das Vorurteile und liegt damit falsch, denn es handelt sich um
Prägungen, die sich durch Sozialisierung, spezifische Lebens- und Berufserfahrung,
Ausbildung und natürlich nicht zuletzt durch religiöse Beeinflussung (soweit gegeben)
ergeben. Sofern diese Prägungen auch durch ein stabiles Selbstbewusstsein gestärkt sind,
wird es schwerfallen, diese entsprechend zu hinterfragen oder gar zu revidieren, was i.a,
zu Egoismus führt, schlimmer noch zu Selbstherrlichkeit oder in psychischer Ausprägung zu
narzisstischer Attitüde. Ich würde behaupten, dass letztere Charakteristik jeder
selbstbewusste Mensch in sich trägt.
Moin Karl,
Rahmen können wir als den Vorurteilen übergeordnet ansehen, Prägungen kommen bei Menschen
nicht vor; denn David G. Myers definiert in seiner Psychologie: "Prägung
(»imprinting«) – Vorgang, der bei manchen Tieren zur Ausbildung eines Bindungsverhaltens
führt. Die Prägung erfolgt in der kritischen Phase. Kinder sind keine Entenküken, bei
ihnen findet keine Prägung statt. Sie entwickeln Bindungen zu dem, was sie kennen gelernt
im häuslichen Umfeld. Spätere Beobachtungen mit einjährigen Kindern fanden in einer
fremden Umgebung statt, üblicherweise das Spielzimmer eines Psychologischen Instituts. In
solchen Beobachtungen zeigen ungefähr 60% der Kinder ein sicheres Bindungsverhalten.“
Und bei Lieselotte Ahnert (Hrsg.) ist in "Theorien in der Entwicklungspsychologie“ zu
lesen: "Die unvermittelte Anwendung des Konzepts der Prägung auf menschliche
Entwicklung ist jedoch fraglich, was am Beispiel der Bindungsentwicklung deutlich wird.
Wenn der Vorgang der Prägung in der Humanentwicklung weniger markant hervortritt als bei
manchen Tierarten, dann weist dies darauf hin, dass sich das Zusammenwirken von Anlage und
Umwelt beim Menschen viel komplexer gestaltet." Und hinzu kommt der allgegenwärtige
Zufall. Menschen zeigen Bindungsverhalten, das nach und nach der Selbstbestimmung weicht.
Mag es auch schwerfallen, eigenes stabiles Selbstbewusstsein zu kritisieren, kritisches
Philosophieren schließt auch Selbstkritik ein.
Deine These „it‘s all about information“ im Anschluss an Wheeler hatte ich wiederholt
kritisiert, da Wheeler im Gegensatz zu von Weizsäcker bspw. keine Informationstheorie
entwickelt hatte und es nur programmatisch meinte. Also auf welche allumfassende
Informationstheorie stützt Du Deine These? Das ingenieurwissenschaftliche Verständnis von
Information reicht offensichtlich nicht hin.
IT