Am 27.02.2025 um 16:16 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb:
Am 26.02.25 um 21:53 schrieb Claus Zimmermann über
PhilWeb:
(Josef, ich versuche, das Satz für Satz zu
verstehen, in der
Hoffnung, vielleicht doch dahinter zu kommen, was du meinst.)
Leider habe ich deine Antwort erst jetzt gelesen, schade, ich freue
mich und versuche, nachvollziehbar zu schreiben. Und ich nehme gerne
auf mich, dass du meine Sätze als Blitzantwort bezeichnest, und
versuche mich zu bessern.
Am
26.02.25 um 16:54 schrieb Claus Zimmermann über PhilWeb:
Solange man berichtet, was bisher geschah, redet
man von
Erfahrungen.(C)
(1) Ja, wenn man wie üblich denkt.
Mit der Zukunft hat man ja keine Erfahrungen (ich jedenfalls nicht).
Richtig, mit der Annahme der Definition:
(A) Erfahrung ist "Erfahrung vs. Zukunft, also das, was eine Person
noch nicht erfahren hat, oder auch das, was die Person nicht erfahren
kann, weil sie unfähig ist, oder fern von der Sache ist." ist der Satz
(C) richtig.
https://de.wikipedia.org/wiki/Erfahrung
(B) "Als *Erfahrung* bezeichnet man die durch Wahrnehmung
<https://de.wikipedia.org/wiki/Wahrnehmung> und Lernen
<https://de.wikipedia.org/wiki/Lernen> erworbenen Kenntnisse
<https://de.wikipedia.org/wiki/Kenntnis> und Verhaltensweisen
<https://de.wikipedia.org/wiki/Verhaltensmuster> oder im Sinne von
„Lebenserfahrung“ die Gesamtheit aller Erlebnisse
<https://de.wikipedia.org/wiki/Erlebnis>, die eine Person
<https://de.wikipedia.org/wiki/Person> jemals hatte, einschließlich
ihrer Verarbeitung <https://de.wikipedia.org/wiki/Kognition>."
(A) ist anders und enger gefasst als (B), (A) könnte als Kriterium für
(B) genommen werden, kaum als Definition.
Wenn diese Antwort dir an den Haaren herbeigezogen ist, nur zu,
schreib es. Es ist wichtig, dieselbe Sache gemeinsam zu denken,
deswegen diese Genauigkeit, obwohl ich das Wort "Erfahrung" nicht
brauche, auch nicht das Wort "Empirie".
Wir diskutieren doch nicht darüber, ob man Zukunftserfahrungen hat?
"Erfahrung" ist ein umgangssprachlicher Ausdruck, dessen Unschärfe
solange kein Problem ist, solange man nicht aneinander vorbeiredet und
dann kann man sich gegebenenfalls darüber verständigen, ob es so oder so
gemeint ist
(D) > Hier geht es um Handlungen und Motive, nicht
um
Naturzusammenhänge. Das ist ein ganz anderes Thema. Die handelnde
Person kennt natürlich die Umstände, die für ihre Handlungen von
Bedeutung sind. Das gleiche gilt für einen aufmerksamen Beobachter,
dem keine Einzelheit entgeht. Auch er kennt seine Motive.
Ich würde gerne wissen, wann folgende zwei in der Geschichte getrennt
wurden:
- Kausalität in Bezug auf das, was außerhalb der Tiere und Personen
geschieht. (K1)
und
- Kausalität in Bezug auf das, was in den Tieren und Personen
geschieht. (K2)
Könnte man nicht auch fragen, wie man überhaupt auf die Idee kommen
konnte, in so verschiedenen Fällen das gleiche Wort "weil" zu verwenden,
ausserdem im von beiden Fällen zu unterscheidenden weiteren Fall des
logischen Zusammenhangs?
Dass spätestens seit Immanuel Kant darüber gestritten
wird, ist mir
bekannt. Im aktuellen Sprachgebrauch ist für K1 das Wort Kausalität
üblich, für K2 fehlt in der Sprache das entsprechende Wort. Es werden
zwar Wörter vorgeschlagen, wie z.B. Volition, aber wer nutzt schon
dieses Wort? Immanuel Kant versuchte K1 und K2 streng voneinander zu
trennen. Inwieweit sich diese Trennung wegen ihm durchsetzte, ist mir
nicht bekannt, jedenfalls wird sie ständig angenommen. Im Zusammenhang
mit K2 steht:
Motivation:
https://de.wikipedia.org/wiki/Motivation
Motivation, genau, das ist der übliche Ausdruck für den psychologischen
Zusammenhang, der mir auch auf der Zunge lag.
Dieser steht in K1 nichts gegenüber, es sei denn es
geht zurück zu
Schopenhauer, der den Willen "zurück in die Natur verfrachtete".
Eine Wirkung im Naturgeschehen wird ja oft als notwendige und nicht nur
zufällige Folge eines anderen Naturgeschehens erklärt. ("Der Begriff der
Ursache führt immer Notwendigkeit bei sich." sagte Kant ungefähr.) Worin
die Notwendigkeit besteht ausser in der Übereinstimmung mit der
Beobachtung ist mir nicht klar. Wenn man Ausnahmefälle wie vielleicht
eine bestimmte Blutgruppe zulässt, bei der die Wirkung dann doch nicht
eintritt, zeigt das doch, dass die angebliche Notwendigkeit mit der
Beobachtung nicht nur steht, sondern auch fällt.
Während man jederzeit bereit ist, seine Annahmen über Ursachen zu
revidieren, ergibt es keinen Sinn zu sagen, dass man sich über die
Umstände geirrt hat, die für die eigenen Handlungen von Bedeutung waren
(abgesehen davon, dass man sich selbst etwas vormachen kann).
Das scheint mir der Unterschied zwischen Naturzusammenhang und
psychologischem Zusammenhang zu sein.
Andererseits liegt die Handlung nicht schon im Motiv, d.h. wenn wir den
Film anhalten, können wir zwar oft mit an Sicherheit grenzender, aber
nur daran grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, wie er weitergeht
Und beim logischen Zusammenhang handelt es sich um einen zwischen
Zeichen oder Zeichenverbindungen, bei der die Folge schon in der
Voraussetzung enthalten ist und nur herauspräpariert wird. Die
Notwendigkeit besteht hier darin, dass man sich an die Regeln hält, die
man sich selbst gegeben hat.
Claus
Jedenfalls ist die Reichhaltigkeit der Wörter, die im
Zusammenhang mit
K2 gebraucht werden in Qualität und Quantität enorm, was bei K1 nicht
der Fall ist.
Dann werden Wörter angesetzt wie: Instinkt, Trieb, Unbewusstes, Liebe,
Hunger, Hass, Wille, Böse, Vernunft, Gier, Emotion, Handlung, Sucht
usw., die alle per Definition mal bei der einen mal bei der anderen
Tierart vorkommen, wenn man gerne mit diesen Wörtern schreibt. Das
Gegenteil zu diesen Wörtern sagen zu können genügt nicht, um zu
denken, dass es eine Sache gibt, gemäß v.Carnap liegt dann wenn ich
mich richtig erinnere ein komparativer Begriff vor, der noch ein
schwacher Begriff ist, in der Begriffssprache geschrieben.
Noch einmal der Satz des CZ:
Hier geht es um Handlungen und Motive, nicht um
Naturzusammenhänge.
Das ist ein ganz anderes Thema. Die handelnde Person kennt
natürlich
die Umstände, die für ihre Handlungen von Bedeutung sind. Das gleiche
gilt für einen aufmerksamen Beobachter, dem keine Einzelheit entgeht.
Auch er kennt seine Motive. (D)
Aus diesem Satz erkenne ich die Denkweise K2. Es ist nicht so, als ob
ich mich weigern würde, auch mal so zu denken. Nur nutze ich K1 immer
dann, wenn diese zu denken mir genügt und ich der zusätzlichen Wörter
im Zusammenhang mit K2 nicht bedarf, im Sinne des Wilhelm von Ockham.
Ich kann nämlich nicht so tun, als hätte er niemals gelebt. K2 nehme
ich immer nur dann, wenn ich nicht anders kann. Es gibt noch
Überschneidungen, so dass auch mit K1 Sachen zu denken sind, die nicht
genau definierbar sind, oder die gerade "nur definierbar" sind. Aber
das hier zu bedenken führt zu weit.
Ein Beispiel: Ich gehe davon aus, dass Kausalität K1 bei einem
Raubtier vorliegt, wenn es seine Handlung beginnt, und bei Menschen
sehe ich die interne Sache Hunger auch, und dass sie dort wie auch bei
friedfertigen grasfressenden Tieren vorliegt, wenn sie ihre
entsprechende Handlung beginnen. Nur so sicher ist das nicht: Konrad
Lorenz wies nach, dass es innere Abfolgen sind, die zum Handeln als
Vorsachen wirkten, und nicht Triebe wie "der Hunger". Hier wäre dann
ein innerer Geschehensablauf kausal für einen äußeren Geschehensablauf.
Die Trennung, die zwischen K1 und K2 extrem hergestellt wird, und im
Satz (D) implizit zu denken ist, kann ich demnach sozusagen als
Vorschrift nicht gebrauchen.
Ich freue mich über Hinweise zu Fehlern und möglichen Fehlern aller
Art in Bezug auf Obiges.
JH
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