Am 18.01.2024 um 21:07 schrieb Joseph Hipp über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 18.01.24 um 20:42 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Joseph sieht mich hier als Esoteriker,
Das
würde ich selbst aber nicht sagen. Mit den vielen möglichen "Bedeutungen" zum
Wort "Esoterik" sind sogar vielleicht einige vorhanden, die auf mich selbst
passen könnten, also wären wir beide Esoteriker. Andererseits kann ich kein Esoteriker
sein, weil ich mich weder zum Grundlegenderen, also zum Wissen bekennen kann, geschweige
denn zu Meinungen, Glaubungen und Überzeugungen. Es sind oft Sätze vorhanden, auf Papier,
oder sie entstehen aus dem Mundwerk, wobei sie dann zumindest bis zum Ohr des anderen
gehen. Aber nur wenn ich von außen schaue. Zur Falschschreibung "Glaubungen"
würde sich noch das Wort "Wissungen" gesellen. Wenn das dann insgesamt kein
Geheimwissen (Esoterik) ist, fresse ich einen Besen. Nur mit Lautstärke, ständiger
Wiederholung, Betonung belegte Sätze, von diesen "weiß" ich irgendwie, dass es
sie gibt.
Solltest du eine Selbstbezeichnung gewählt haben, stimme ich dir zu, aber ganz einfach
weil du mit der Selbstbezeichnung frei bist, und ich dich nicht anders haben will als du
bist oder dich bezeichnest.
Alles hat seine Zeit. Die Jahreszeiten - Jugend und Alter - Wirken und Ruhe (sinngemäß
nach Herder). Dieser im Volksmund weit verbreitete Spruch trifft insbesondere auf meine
sehr unterschiedlichen Lebensphasen zu, in denen ich versuchte, einen Leitfaden für mein
Leben zu entwickeln. Das begann mit der Loslösung von üblicher familiärer und
gesellschaftlicher Sozialisierung, wie diese mich über die Kindheits- und Jugend- und
Studienjahre hin geprägt hat. Esoterik war zu dieser Zeit definitiv kein Thema für mich
und gesellschaftlich auch nicht präsent. Mit Einsetzen des „Esoterik-Booms“, wo
Tantra-Seminare, Dänikens-Bestseller en vogue waren und ich Capras „The Tao of Physics“
aus den USA mitgebracht habe, begann eine gewisse Zugewandtheit zur Esoterik. Doch sie
blieb immer am Rand meiner eigentlichen Interessensbereiche Technik und Philosophie, für
die ich mich schließlich immatrikulierte. Wesentlich waren mir interdisziplinäre Themen
wie Technikfolgenabschätzung, was sich heutzutage als zu damaliger Zeit vernachlässigtes
Themengebiet erweist.
Esoterik und deren Jünger erscheinen mir als zu sehr auf ihr ICH bezogen und wenngleich
ich nicht eines gesunden Selbstwertempfindens entbehre, sehe ich bisweilen mitleidig in
die Gesichter von sehr um ihr ICH besorgter Kunden, die sich im grünen Laden partout
rechtsdrehende Milchprodukte in den Einkaufskorb legen, um ihr Leben potentiell ein paar
Jährchen zu verlängern. Zugegeben ketzerisch oder doch eher ein realistischer Blick auf
Menschen, deren Religion nun der Drang zur puren ICH-bezogenen Selbstverwirklichung
geworden ist.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl