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Am 03.10.2024 um 14:35 schrieb waldemar hammel über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
guten tag,
wenn mans nicht selbst weiß, mal die runde fragen:
beim zb welle/teilchen-problem zb des lichtes handelt es sich um
(a)
eine ambiguität ?
https://de.wikipedia.org/wiki/Mehrdeutigkeit
(was bedeuten würde, es gibt noch mehr als nur "welle" und
"teilchen", zb "kubisch" oder weiteres)
(b)
oder (nur) um
eine ambivalenz ?
https://de.wikipedia.org/wiki/Ambivalenz
("zweiwertigkeit")
(c)
oder um eine (natürliche, in natura auftretende)
poly-semie eines natürlichen sems?
https://de.wikipedia.org/wiki/Polysemie
(des objektes der betrachtung)
(d)
oder um (ein simples)
wahrnehmungs-residuum/ ein wahrnehmungs-artefakt
etwa im sinne
https://de.wikipedia.org/wiki/Mehrdeutigkeitsproblem
?
---
und bei jedem der vier punkte oben immer die "ambivalente" (zweiwertige)
frage:
(1) handelt es sich wirklich um einen natürliche effekt außerhalb von uns/unabhängig von
uns,
(2) oder ist es vielmehr unserer (subjektiven) wahrnehmungs-psychologie und/oder
neurologie geschuldet ?
(denn neurologisch sind wir in erster näherung "on"/"off"- wesen
=> also "ambivalenz", bei tieferem hinsehen aber "on + alle
zwischenstufen ebenfalls möglich + off"- wesen,
was für oben "ambiguität" sprechen würde)
Bin gerade unterwegs - spontan ist mein Zugang zu dieser bislang ungeklärten Frage der,
dass ich es mit D. Bohm halte (Bohm‘sche Welle). Seiner Vorstellung entsprechend, kommt es
darauf an, wie das in Betracht genommene System behandelt wird: „how the System is
treated“.
Bricht man es „top down“ auf die Teilchenebene herunter, hat man es eben mit
Quantenmechanik zu tun und nutzt deren Beschreibungsmethoden. Aber eigentlich ist es kein
„herunterbrechen“, sondern ein Zerlegen, besser ein Zerteilen eines Ganzen in seine
Elementarteilchen, was sicher schwieriger sein dürfte, als sich ein Ganzes als aus
Elementarteilchen gebildeten Molekularstrukturen zusammengefügt zu denken. Ein solches
Quantenobjekt konstituiert sich als Teilchenkonglomerat und zugleich als Wellengebilde,
bzw. es weist dementsprechende Eigenschaften auf.
Somit ist der Welle-Teilchen-Dualismus sicher eines der Phänomene der Natur, das in seiner
kontraintuitiven Darlegung dem menschlichen (Alltags-)Verstand fundamental entgegen
steht: Quantenobjekte als Teilchen und Welle zugleich, wie soll das funktionieren?
Intuitiv würde man an ein Entweder - Oder denken, Teilchen- oder Welleneigenschaft. Das
lässt an den Satz vom ausgeschlossenen Dritten denken „Tertium non datur“ oder an
Kierkegaards Entweder - Oder“, das jedoch in einem ganz anderen Kontext steht und damit
ist man wieder bei Bohm: Es kommt darauf an, wie man ein Quantenobjekt in Betracht nimmt.
Das Prinzip vom ausgeschlossenen Dritten gilt hier nicht, da keine kontradiktorischen
Gegensätze im Sinne von Ambiguität, sondern beide Eigenschaften zugleich gegeben sind.
Somit lässt sich ein Quantensystem als konkreter Wahrscheinlichkeitsraum seiner
Wellenfunktion beschreiben, indem deren Quadrat berechnet wird und damit der Teilchenort
statistisch bestimmt wird. Damit ist der Zusammenhang von Welle und Teilchen und nicht
dessen Entweder-Oder beschrieben.
Anschaulich habe ich mir diesen Zusammenhang immer als Welle vorgestellt, die sich als
Folge beliebig vieler Punkten zusammengesetzt ergibt.
Wie gesagt, halte ich es mit Bohm/de Broglie und deren postulierter Theorie der
Führungswelle. Sie entspricht meiner Vorstellung einer kausalen, damit deterministischen
Interpretation der QM im Sinne von: Das Wahrscheinliche geschieht am wahrscheinlichsten.
Bezogen auf das SEIN des Lebens heißt das: Sein oder Nicht-Sein ohne irgendein Dazwischen
(Tertium non datur), es sei denn, damit wäre der Phasentransit zwischen Kohäherenz und
Dekohörenz beschrieben, als ein lebenspraktisch nicht wahrnehmbarer Zeitabschnitt.
Philosophisch gesehen, ließen sich derartige Zeitabschnitte jedoch beliebig dehnen:
Potentia als zeitlich unbegrenzter unendlicher Vorrat an Möglichkeiten, aus denen sich
beliebige Formen konkretisieren lassen: „potentia ad actum“ als Transit vom Wollen/Können
hin zur Verwirklichung.
Das drückt sich eindeutig im Leben wollen/können und Leben gestalten des Menschseins aus.
Und dazu gehört, die Welt als bruchloses Ganzes und nicht als fragmentiertes Gebilde zu
begreifen. Womöglich ist die verinnerlichte Vorstellung von Führungswellen geeignet, diese
Lebenswelt als ganzheitlichen Organismus sehen zu können, als ein zielgerichtetes Gebilde,
dessen Telos wir allenfalls erahnen können, jedoch nie wissen werden. Die Faktizität des
Seins hingegen entbehrt - unbeschadet subjektiver Wahrnehmung - jeglicher Ambiguität,
somit jedem Zweifel.
KJ