Am 28.12.2019 um 21:56 schrieb Claus Zimmermann via
Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Ich habe kurz einen Blick auf den verlinkten Text geworfen, Ingo. Ich habe es zwar
teilweise nicht verstanden ("Dies sind Fragen nach Kausalbeziehungen, weil sie
Kenntnisse darüber voraussetzen, wie die Daten gewonnen wurden und nicht nur nach
Datenlage beantwortet werden können oder aufgrund...kriege ich nicht übersetzt"),
teilweise bestätigt es, was wir alle im Sprachunterricht gelernt haben: kausales Wissen
ist Steuerungs- oder Beherrschungswissen. Was muss ich tun, um ein gewünschtes Ergebnis zu
erzielen? An welchen gesellschaftlichen Stellschrauben muss z.B. gedreht werden? Der
Beweis ist, daß das Ergebnis so herbeigeführt werden kann. Wenn...dann und zwar *immer*,
wenn...dann, sonst ist es nur eine Zufallskorrelation und keine, auf die wir unseren
Allerwertesten verwetten würden.
Im Buch scheint es u.a. darum zu gehen, wie man solche Korrelationen, auf die man sich
verlässt, etwa aus grossen Datenmengen herausdestilliert. Sicher sehr interessant und
nützlich, aber ein anderes Thema.
Hi Claus,
am Ende des Satzes "causal questions require some knowledge of the data-generating
process; they cannot be computed from the data alone, nor from the distributions that
govern the data“, wird von den (aus den Daten ermittelbaren) Verteilungen gesprochen,
denen sie genügen.
Dein (ironischer) Anspruch „immer, wenn-dann“ gilt nicht einmal in der Physik, geschweige
denn in der Soziologie. Ausnahmen bestätigen die Regel und zwischen dem sicheren und dem
zufälligen Ereignis liegt das weite Feld der Wahrscheinlichkeit. Neben der Verlässlichkeit
oder der Wahrscheinlichkeit einer Korrelation geht es vor allem darum, ob überhaupt eine
echte bzw. mehr als nur formale Korrelation besteht. Hinsichtlich des Gültigkeitsbereichs
eines wenn-dann-Satzes ist sein Beweis wesentlich.
In der Zeitung war auch einmal zu lesen, dass Kirchgänger länger lebten. Eine typische
Scheinkorrelation, da die wirklichen Gründe und Ursachen dafür ganz woanders liegen
dürften, beispielsweise in der gesünderen Lebensweise der Kirchgänger. Die Unterscheidung
von Schein- und Kausalkorrelationen war doch die Ausgangsfrage im Beispiel von der
Korrelation zwischen Musizieren und Schlaumeiern. Dabei verbinden die theoriegeleitet
erhobenen Daten Lebenswelt und Modell. Auf welche Studie hatte sich der Zeitungsartikel
denn bezogen?
Es grüßt,
Ingo