Am 01.12.2020 um 18:12 schrieb K. Janssen:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus
seiner selbst
verschuldeten Unmündigkeit.Unmündigkeit
<https://de.wikipedia.org/wiki/Unm%C3%BCndigkeit>ist das Unvermögen,
sich seines Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen.
Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben
nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des
Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
Sapere aude [wage es verständig zu sein]! Habe Muth, dich deines
eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
Also Waldemar - Du hast ihn doch zunächst ins Spiel gebracht - eben
genau mit o.a. Passage. Du wirst doch Ernst nicht glauben, dass ich
mich nicht grundlegend damit beschäftigt hätte!
ich glaube dir natürlich, dass du dich damit -grundlegend- befasst hast,
aber hast du auch die gültige = richtige schlussfolgerung daraus
gezogen?, dich in "offenen fragen" wie gottes existenz NUR noch deines
eigenen verstandes zu bedienen?, denn der "nackte verstand" müsste dir
sagen, dass es weder "übernatürliches" noch "immaterielles" =
"nicht-energetisches" geben kann (gott hätte nicht nur ein
existenzproblem, sondern darin eingeschlossen auch ein energieproblem =
abgeschlossenes system usw)
was ist denn
falsch daran, von einem gott-gläubigen einen beweis zu
fordern ?
Falsch ist es insoweit, als man von einem gebildeten Menschen erwarten
kann, dass sich er hinsichtlich seiner Aussagen und Forderungen (hier
also ein Gottesbeweis) am allgemein gültigen Wissensstand orientiert.
mir sind die allesamt misslungenen gottesbeweise bekannt, natürlich
auch, dass man vernünftigerweise -am wissensstand orientiert- keinerlei
gottesbeweise fordern kann = gott kann man nicht beweisen, und zwar
prinzipiell nicht, aber gerade dies sollte dazu führen,
vernünftigerweise also die "gott-hypothese" fallen zu lassen = solange
mindestens fallenzulassen, bis man vielleicht irgendwann eines tages
gültige beweise oder widerlegungen finden wird. so jedenfalls das
normale übliche hypothesen-händling.
dass man die gott-hypothese dennoch nicht fallen lässt, hat natürlich
den grund, weil sie mit etwas essentiellen IM menschen zusammenhängt,
nämlich, mensch will einen "sinn" in welt sehen, und dabei einen
mensch-glaubhaften sinn = einen anthropozentrischen sinn in allem = in
welt, also wird anthropogenes der welt übergestülpt = eine projektion
aus dem inneren des menschen der sinn-FREI ablaufenden aussenwelt
übergestülpt,
mensch kann einfach nicht akzeptieren, dass welt weder sinn-LOS noch
irgendwie sinn-VOLL abläuft, sondern (ganz simpel, "auf niedrigstem
niveau") sinn-FREI (was an sich eine maximale freiheit für mensch
bedeutet, die welt mit eigenen sinn-schnippseln zu unterlegen, wie wir
es im mesoskopen alltag ja ständig tun). eine komplett sinn-FREIE welt
kann mensch scheinbar nicht ertragen? und so werden ua götter erfunden
und nach aussen projiziert, und da diese projektion nach heutigem wissen
"keine chancen" in welt, so wie wir sie heute kennen, haben, werden sie
halt sogar ins übernatürliche/immaterielle/usw transponiert (unrichtiger
terminus dafür "transzendiert").
und je mehr unser wissen über welt ansteigt, desto weiter zieht gott
weg, bis dahin, dass er heute schon "ausserweltlich" ("übernatürlich",
"immateriell") angenommen werden muss, um die gott-hypothese (wider
besseres wissen!) aufrecht erhalten zu können.
gott ist eine projektion des menschen auf welt, um dieser einen
(wenigstens) grundlegenden sinn zu geben, weil mensch sich nur in
irgendwie-sinnvoller welt orientiert/ verortbar/ glaubt.
In diesem Fall solltest Du wissen (und Du weißt es
auch - provozierst
lediglich mit dieser dümmlichen Beweisforderung), dass es keinen
Gottesbeweis gibt und geben kann. Also doch Kant, oder!?
Du warst ihm doch so nahe mit Deinem "Es gibt Gott UND es gibt ihn
nicht", eben genau wie Kant es ausdrückt (sinngemäß):
Gott (mit angenommen göttlichen Attributen ausgestattet -
Allmächtigkeit etc.) kann nur außerhalb von Raum und Zeit existieren.
(Anm. Widerlegt oder bestätigt das Dein Wechselwirkungspostualat? -
darüber können wir dann noch diskutieren)
meine welt ist:
- eine welt aus planck-größen
- auf diese und mit diesen planck-größen finden permanent
wechselwirkungen statt
- das ganze lässt sich (grob) sogar mit methoden der heutigen
thermodynamik (hinreichend) beschreiben
---
von besonderem interesse sind dabei die "pfadenden wechselwirkungen",
die zwangsläufig auftreten, von interesse, weil diese der welt
grundstrukturen auferlegen,
(zb "natur-gesetze", die den eindruck erwecken, welt sei durchaus
"sinnvoll" strukturiert)
ausserhalb und im hintergrund dieser pfadungen läuft welt völlig
chaotisch ab,
alles das getrieben von der tatsache, dass diese welt/das weltall nicht
im strahlungsgleichgewicht ist, weil es expandiert
---
für einen irgendwie-gearteten gott ist leider kein platz in dieser welt,
und "ausserhalb dieser welt" ist nichts, über das aussagen möglich sind,
also auch kein gott
(vielleicht aber ein quantenschaum-multiversum oder oder oder ...)
Somit Gott, als von Kant außerhalb unser Raumzeit
angenommen (und
damit unkörperlich), nicht mit menschlich vernunftbezogenem
Erkenntnisvermögen (also mit den Mitteln reiner Vernunft) weder in
seiner Existenz noch Nichtexistenz bewiesen werden.
und was soll das nutzen? welchen "sinn" soll das haben?
ich kann alle möglichen annahmen machen, die sprache ist frei und sogar
überdefiniert, deshalb kann ich auch massenhaft unsinnige annahmen in
sprache GÜLTIG formulieren,
zb "im zentrum unserer sonne wächst ein wunderschöner kaktus", oder
"gott hat seinen palast auf jupiter", oder oder ...,
oder eben "es gibt einen gott" (weil es ihn geben muss, im sinne von
geben soll, um dieser welt einen (anthropogenen) sinn zu unterlegen)
Damit ist es einerlei, ob man mit ontologischem,
kosmischen oder
physiko-theologischem Beweis (unbenommen Kants diesbezüglicher
Aussage) weiterhin versucht, die Existenz Gottes zu belegen (wir
hatten hier über Goedels Gottesbeweis diskutiert), oder ob man das
sinnlose Bemühen einsieht, eine mit menschlich rationalem
Erkenntnisvermögen schlicht rational nicht erfassbare Wesenheit (als
einem emergent überweltlichen Phänomen) beschreiben bzw. beweisen zu
wollen.
aber welchen sinn soll die annahme eines gottes haben? welchen tieferen
sinn ergibt die gott-annahme für dich (ganz persönlich)?
doch letztlich den sinn, dieser ablaufenden ganzen welt irgendwie einen
"sinn" zu unterlegen = an-zu-dichten ?
du kannst/ willst einfach aus unerfindlichen gründen nicht akzeptieren,
dass selbst-referente dinge wirklich selbstreferent sind = dass ihr sinn
sozusagen in ihrem schieren existieren-selbst liegt
Du hattest uns hier kürzlich ein Gedicht (an A.
Heller anlehnend?)
vorgestellt. Und ich schrieb etwas zu Pfeil und Bogen. Jetzt stelle
ich hier Thomas v. Aquin ein, ebenso von Pfeil und Bogen(schützen)
handelnd. Und bevor Du wieder vom "Nachplappern" zu faseln beginnst:
Kaum ein Zeitgenosse (unserer Hemisphäre und Jetztzeit) kann mit der
Denktiefe und den daraus erfolgten Erkenntnissen eines Aquon oder eben
des (von Dir gepriesenen) Averroes aufwarten; es fehlen Ruhe, Zeit,
inneres Wissen, Kontemplation usf. Wir sind durch die heutigen
Lebensumstände unseres tieferen Erkenntisvermögens beraubt. Also
bleibt bisweilen nur noch der Bezug auf frühere große Denker!
da gebe ich DIR allerdings recht!
"Es fehlen Ruhe, Zeit, inneres Wissen, Kontemplation usf. Wir sind durch
die heutigen Lebensumstände unseres tieferen Erkenntisvermögens beraubt.
Also bleibt bisweilen nur noch der Bezug auf frühere große Denker!"
wir heutigen sind in einer art von "schnellschuss-mentalität" gefangen,
in der viel zuviele menschen viel zuviel unsinniges quaken und/oder
nachplappern, was den "noise-level" weit über den "sense-level"
hochschraubt,
aber der rückbezug auf "große auctoritates" von anno dazumal nutzt im
prinzip nichts, weil diese "alten denker" heutigem WISSEN allermeist
sehr hinterherhinken, also quasi nur noch von historischem interesse sind.
es ist insofern unzulässig, "alte denker" über heutiges wissen und
wissen-können zu stellen (oder gar gleichzusetzen), wir können und
müssen indes gut aus ihren denkfehlern, fehlannahmen, oder gar
"apriori-fehlannahmen" lernen, und einer dieser fehlannahmen ist eben,
dass götter diese welt regieren, oder diese welt irgendwie beeinflussen,
weil wir heutigen wissen/ wissen können, dass wir in einer
wechselwirkungen-welt leben, in der götter usw als agentien keinen platz
mehr haben.
Einen Gottes-Beweis bzw. Erklärungsbegriff (wie Du,
Waldemar, ihn von
mir forderst) kann daher niemals auf ein "Ganzes" dieser Göttlichkeit
rekurrieren, sondern immer nur als an Göttlichkeit partizipierendem
Teil verstanden sein. Das bezeichnet Aquin als "participatio entis"
(Ich hatte vor Zeiten hier darüber geschrieben).
Weniger für Dich (um nicht noch Deinen Aufruhr zu steigern) sondern
ggf. für Mitlesende möchte ich aus Aquins Fünftem Weg "Von der
[zweckvollen] Leitung der Dinge" zitieren:
/(a)//
//Wir sehen nämlich,dass einige [Dinge], die des Denkens entbehren,
nämlich die natürlichen Körper[dinge], wegen eines Zieles [Zweckes]
tätig sind://
//was daraus deutlich wird,dass sie immer oder meistens auf dieselbe
Weise tätig sind, um das zuerreichen, was [jeweils] das Beste ist.
Daraus ist offenbar, dass sie nicht aus Zufall, sondern aus
[zweckvoller] Absicht zu ihrem Ziel gelangen.//
//
//
//(b)//
//Diejenigen [Dinge] aber, die kein Denken haben, streben nicht zu
ihrem Ziel, außer weil sie geleitet sind von einem Denkenden und
vernünftig Erkennenden, wie der Pfeil vom Bogenschützen geleitet wird.//
//
//(c)//
//Also gibt es etwas vernünftig Erkennendes, von dem alle Naturdinge
auf ein Ziel hin geordnet werden.//
//Und dies nennen wir Gott.//
/
Aquinus bezieht sich hiermit nicht auf menschliche Vernunft (steht
also diesbezüglich nicht gegen Kants Argumentation) sondern schreibt
diese Vernunft einer nichtmenschlichen Wesenheit zu, die er
ausdrücklich nicht als Gott (an sich) definiert, sondern diese als
Gott benennt. Damit ist keine faktische Existenz eines Gottes
bewiesen, wie viele Interpreten seiner Schriften dieses m.E.
fälschlicherweise auslegen. Der Mensch kann daher m.E. lediglich an
dieser außerkörperlichen (ich nenne es göttliche) Vernunft
partizipieren und dieses vermutlich nur, wenn man sich mit der
immateriellen Kraft dieser "göttlichen" Vernunft verbinden bzw. sich
dieser öffnen kann. Das zeichnet den Menschen im Gegensatz zum Tier
aus und erklärt damit den entscheidend signifikanten Schritt der
Menschwerdung. Um dem (diesbezüglich Geschriebenen) zu erwartenden
Protest hier im Vorfeld zu begegnen: Der Vernunftsbegriff ist auf
beide Bereiche zu beziehen, sowohl (im Kant'schen Sinne) auf den
Menschen, wie auch (im Sinne von Aquin und Averroes) auf eine
angenommene immaterielle Wesenheit (nenne man es wie man will - um
nicht wieder in endlose Begriffs-Diskussionen zu verfallen).
Es bleibt also dabei: ein in (natur-)wissenschaftlicher Diktion
beweisbarer Gottes-Begriff hinsichtlich einer Existenz Gottes ist
weder aus methodischen, inhaltlich wissenschaftlichen Gründen, noch
bezogen auf philosophische oder theologische Denkmodelle möglich und
damit stets ein mit diesen Mitteln müßiges, sinnloses Unterfangen.
siehe oben: pfadende wechselwirkungen erzeugen vordergründig den
eindruck, diese welt sei geordnet/ gesteuert/ gelenkt, zb naturgesetze,
da ist ein ein heimspiel für gläubige, diese göttern zuzuschreiben, und
ich bestreite "götter"/ den gottglauben/ ja nicht als gegebenes faktum,
sehe sie aber als projektionen des menschen in die umwelt oder heute
sogar in die "über die welt hinaus" ...,
götter "wohnen" immer jenseits der immungrenze "hautoberfläche" im
traditionell äusseren (zb naturgewalten als götter), oder heute im
"über-äusseren", im "jenseitigen" als "transzendentale
götter"
(über-natürlich" usw),
obwohl "ihre entstehung" IM menschen liegt.
Gottesglauben ist damit immer ein Kontrafaktum und wer
daraus folgend,
irrationalen "Geisterglauben" postuliert, trifft bezüglich der
Irrationalität den Punkt ohne jedoch die tatsächlichen (Hinter)Gründe
verstanden zu haben. Das Thema ist und bleibt Metaphysik.
Wer Metaphysik ablehnt oder den Bezug dazu verloren hat, ist
allerdings um diesen bedeutsamen Zugang zu (geistig!) überweltlichem
Geschehen beraubt; ob er sich dessen bewusst ist oder nicht - Du bist
Dir dessen (unterbewusst) bewusst und daraus folgt Dein Furor, der
letztlich von einer innewohnenden Angst vor diesbezüglicher Leere
(horror vacui) zeugt und der niemals mit Rekursion des Lebens auf
physische Selbstreferenz (oder auf einen lebenszeitlich von "Kappes
und Kartoffeln" erhaltenen Molekülhaufen) zu begegnen ist.
m.m. nach ist meta-PHYSIK sowas wie para-physik, und insofern nichtmal
gute sci-fi,
(zb ein herr tippler, zumal physiker, beweist gott, "physik der
unsterblichkeit" = ein wirklicher schattenwurf an die latte der endlichkeit)
deshalb ist es für mich unerheblich ob ich zb die angebrannten
bratkartoffeln nun göttern, oder irgendwelchen geistern, oder einem
ungünstigen fatum zuschreibe,
während doch feststehen sollte, dass zu hohe temperatur und/oder meine
eigene unaufmerksamkeit dies malheur verursacht hat.
und, jawoll, ich bestehe, seit ei- und samen- zelle zusammen kamen,
ausschließlich und nur aus "kappes und kartoffeln", und wenn der "horror
vacui" mich erfasst, stopfe ich noch reichlich fleisch und süßes
hinterher, was den "molekülhaufen wh" noch vergrößert, denn es gibt für
mich nichts schlimmeres, als in einer gott-freien welt zu leben, in der
es nichts zu beißen gäbe, und "überweltliches" schmeckt mir nicht, und
ist auch schwer zu beißen = man wird nicht recht satt davon ...
und selbstreferent? jawohl, ich bin als lebewesen ein selbst-referentes
system, dass götter und gespenster alleine schon deshalb nicht mag, weil
man sie weder essen noch sonstwie nützlich gebrauchen kann.
und "geistig überweltliches geschehen" ist mir völlig unbekömmlich, auch
weil ich mit dem geistig weltlichen geschehen schon übergenug zu tun
habe ...,
deshalb werde ich auch nur 80/90 jahre leben (immerhin doppelt- bis
dreimal- solange wie ein normaler affen-affe), und danach "tot sein",
wobei diese aussage unsinnig ist, denn es gibt keinen zustand "tot +
trotzdem sein", hier führt wiederum die sprache-selbst einen als
fettnäpfchen-geflasterte in die irre der über-natürlichen gefilde.
**
und natürlich haben mich auch zahlreiche negative erlebnisse mit
religion und religiösen zusätzlich darauf geprägt,
diesen ganzen geistig/mentalen unrat entschieden abzulehnen
Nun, das bleibt wohl Dein persönliches Schicksal (eben genau aus den
von mir beschriebenen Gründen). Dem sollte bzw. muss man sich jedoch
nicht ergeben.
ja, das bleibt persönliches schicksal im sinn von persönlichen
erfahrungen mit religiösem und religiösen,
und mein resüme ist halt "ELI" = zertretet diesen ganzen unrat,
beseitigt -endlich- diese form von geistig-mentaler umweltverschmutzung,
die menschen schon von kindheit an falsch aufprogrammiert ...
ich grüße Dich und die (schweigende) runde,
wh.
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