Hi there,
vor den "12 Weihnachstagen" begehe ich die "11 Wendetage" zwischen Wintersonnenwende und Neujahr. Kosmos und Kalender beeinflussen seit Jahrtausenden das Leben der Menschen und im nächsten Jahr wird die Quantenwissenschaft gefeiert werden:
https://www.quantum2025.de/ <https://www.quantum2025.de/>
In der Freude darüber, dass die Tage wieder länger werden, grüßt
IT
Einsamen Läufern in der Wüste gleichen wir beide, Waldemar, hier in philweb. Dabei denke ich an Nietzsche: „Der Wanderer und sein Schatten“:
Der Schatten: Da ich dich so lange nicht reden hörte, so möchte ich dir eine Gelegenheit geben.
Der Wanderer: Es redet: – wo? und wer? Fast ist es mir, als hörte ich mich selber reden, nur mit noch schwächerer Stimme als die meine ist.
Der Schatten (nach einer Weile): Freut es dich nicht, Gelegenheit zum Reden zu haben?
Der Wanderer: Bei Gott und allen Dingen, an die ich nicht glaube, mein Schatten redet; ich höre es, aber glaube es nicht.
Sollten wir beide - auf diese Aphorismen bezogen - in Ermangelung weiterer Teilnehmenden hier, dem Ort einstig lebhafter Diskussionen und heftiger Diskurse, diese nur noch zwischen uns und mit unseren Schatten stattfinden lassen?
Solchermaßen immerhin zu viert, wandern wir dann gedanklich durch diese Lebenswelt, wollen diese Gedanken austauschen und bemerken dabei, dass wir eigentlich schon über alles Denkbare gesprochen haben, zumindest über das von uns subjektiv Gedachte.
Und über das Undenkbare, wie steht es damit - kann man darüber überhaupt sprechen? Es müsste doch gelten: Was nicht gedacht werden kann, darüber kann man nicht sprechen, woraus gemäß Wittgensteins Tractatus folgen müsste: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“. Erklärt sich damit das Schweigen in diesem Forum?
Die Welt besteht aus Tatsachen, sagt Wittgenstein und deren Gesamtheit bildet die Wirklichkeit, nicht aber die Wahrheit. „Die Welt ist das, was der Fall ist“, jedoch nicht in ihrer Gegenständlichkeit an sich, sondern deren Interaktionen, Wechselwirkungen also (sic! Dein Credo, Waldemar). Für Dich sind es materielle Wechselwirkungen, für mich kommen jene hinzu, die nicht unmittelbar messbar, somit nicht fassbar, allenfalls denkbar und ggf. (er)spürbar sind.
„Die Gesamtheit der bestehenden, wie auch der nicht bestehenden Sachverhalte, der positiven und negativen Tatsachen, bilden die Wirklichkeit“, sagt Wittgenstein. Was anderes als nicht fassbare, messbare Sachverhalte kann er meinen, wenn er von nicht bestehenden spricht?
Metaphorisch entspräche das Bild eines Eisblocks im Ozean, der mit seinem sichtbaren Teil die Wirklichkeit zusammen mit dem nicht sichtbaren die Wahrheit darstellt, der Ganzheit dieser Lebenswelt. Ein bildhaftes Gedankenkonstrukt als logisches Modell von Wirklichkeit und Wahrheit dieser Welt.
„Die Menschen machen sich Bilder der Tatsachen. Diese Bilder sind Modelle der Wirklichkeit, in denen Gegenstände von Elementen (Variablen) vertreten werden. Die Elemente im Bild verhalten sich logisch genauso zueinander wie die Gegenstände in der Wirklichkeit. Bild und Wirklichkeit haben also dieselbe logische Form.“ (Wittgenstein).
Soweit zur Wirklichkeit und wie steht es mit der Wahrheit, wenn Menschen sich lediglich Bilder von der Realität ihrer Lebenswelt machen? Gemäss Wittgenstein sind Bilder wahr, wenn sie mit der Wirklichkeit übereinstimmen, andernfalls sind sie schlichtweg falsch. Ein Bild an sich sagt nichts über ein Wahr oder ein Falsch aus, das ist erst durch Vergleich mit der Wirklichkeit möglich. Somit existiert ein Zusammenhang von Wirklichkeit und Wahrheit.
Wir haben hier im Forum oft über Wahrheit und dementsprechende Theorien diskutiert, doch haben wir dabei die Wahrheit entdeckt? Mitnichten, verbirgt sich diese doch - wie oben bereits metaphorisch geschildert - wie ein im Ozean liegender Eisberg, dessen sichtbare Spitze man als Wahrheit wähnt und doch nur Realität zeigt.
So bleibt die Suche nach Wahrheit ein immer wiederkehrendes Ansinnen, etwa im Sinne der Frage nach den wahren Gründen der Existenz dieser Lebenswelt inmitten der unergründlichen Weiten (allein) dieses Universums.
Wie kommt es dazu, dass sich in dessen habitablen Zonen Lebewesen herangebildet haben, die im Verlauf ihrer Ontogenese das Vermögen entwickelt haben, sich selbst als intelligente Wesen zu erkennen und als solche kraft außerordentlicher Denkleistungen befähigt sind, ihre Lebenswelt bis ins Kleinste zu ergründen und darüber hinaus den sie bergenden Kosmos in seinen elementaren Strukturen zu erkennen?
Es sind diesbezüglich fundamentale Fragen, die offenbar Menschen dazu bewogen haben, sich in eine Mail-Liste einzutragen, die sich mit an Philosophie orientierter, wie gleichermaßen interdisziplinärer Thematik beschäftigt?
Eben die Suche nach Wahrheit, womöglich auch im Wissen, dass diese per se nicht zu ergründen ist, vielleicht auch nur im Ansinnen, der Wahrheit ein Stück näher zu kommen und hoffentlich nicht in Vermessenheit, sie bereits entdeckt zu haben?
Das lässt an Berthold Brechts Dialog zwischen Galilei und Sagredo denken:
GALILEI. Willst Du aufhören, wie ein Stockfisch dazustehen, wenn die Wahrheit entdeckt ist?
SAGREDO. Ich stehe nicht wie ein Stockfisch, sondern ich zittere, es könnte die Wahrheit sein.
GALILEI. Was?
SAGREDO. Hast du allen Verstand verloren? Weißt du wirklich nicht mehr, in was für eine Sache du kommst, wenn das wahr ist, was du da siehst? Und du es auf allen Märkten herumschreist: daß die Erde ein Stern ist und nicht der Mittelpunkt des Universums? […] Daß da nur also Gestirne sind! – Und wo ist dann Gott?
GALILEI. Was meinst du damit?
SAGREDO. Gott! Wo ist Gott?
Über Gott wollten wir beide nicht mehr reden, es sei denn mit Bezug auf mein Zitat: „God is a Feeling“. Hingegen über „Gott und die Welt“ sehr wohl und wir beide sicher auch mit weiteren der siebzig hier in diese Liste Eingetragenen.
Bester Gruß an Dich und in die Runde!
Karl
PS: Kürzlich ist ein lieber Bekannter zu Tode gestürzt und ich fragte WARUM dieses um Gottes Willen geschehen musste und obendrein diesem herzensguten Menschen zukommend als Familienvater im besten Alter.
Wir alle hier fragen insbesondere derzeit WARUM das Elend dieser Kriege? Auch hier spielt ein Gott die Hauptrolle, ausgedacht von Menschen, welch schauderhaftes Theater!
„Wir alle spielen Theater“ (Ervin Goffman)
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We are pleased to announce that on Thursday, December 12 at 5.30pm (CET) , Timothy Williamson (Oxford) will give the talk Temporal Logic as Metaphysics as part of the Lugano Philosophy Colloquia Fall 2024 organised by the Institute of Philosophy (ISFI) at USI.
This hybrid talk will take place in Room Multiuso, FTL Building (USI West Campus) and online via Zoom. If you are interested in joining online, please write to events.isfi(a)usi.ch.
Here is the abstract of the talk:
The talk will explain a logic-based approach to the metaphysics of time. As the title hints, it will be analogous to the logic-based approach to the metaphysics of possibility and necessity developed in Modal Logic as Metaphysics, though knowledge of that book will not be presupposed. I will discuss the purely logical sense of ‘exist’ and its interaction with temporal operators, the contrast between permanentism (the thesis that always everything is always something) and its denial, temporaryism (the thesis that sometimes something is sometimes nothing), and the logical nature of genuine change.
For more information: https://www.ftl.usi.ch/it/feeds/14780
The Summer School The Aim and Structure of Cosmological Theory will take place at USI, Lugano (Switzerland) from 23 to 27 June 2025 and will be taught by Chris Smeenk (Western Ontario) and Jim Weatherall (UC Irvine).
Deadline for applications: February 15, 2025
A number of challenging questions arise in contemporary cosmology, and philosophers can contribute constructively to answering them. In what sense is cosmology a “special case,” in terms of its aims, the nature of cosmological theories, or the ability to establish theories empirically? What, if anything, constrains theorizing about the early universe or regions of space and time that are beyond our observational ken? These and other questions will be tackled at the summer school, whose organizing theme is the forthcoming book by Smeenk & Weatherall The Aim and Structure of Cosmological Theory.
How to apply: Application is open to graduate students and early career researchers. Please send a copy of your CV, a one-page motivation letter and a reference letter from a supervisor or colleague to summerschool.isfi(a)usi.ch<mailto:summerschool.isfi@usi.ch>.
Accepted participants will have the possibility to send a short abstract for consideration to present some of their research at the summer school.
More information and provisional schedule: usi.ch/cosmology<https://www.usi.ch/it/formazione/apprendimento-permanente/summer-winter-sch…>
Any questions: summerschool.isfi(a)usi.ch<mailto:summerschool.isfi@usi.ch>
Are you passionate about metaphysics, philosophy of physics, logic, or philosophy of mind?
The Master in Philosophy (MAP) at the University of Italian Switzerland could be the best way to pursue your academic ambitions!
The MAP is a 2-year English-taught Research Master focused on preparing students for applying to the most demanding PhD Philosophy programmes worldwide.
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We are pleased to announce that on Thursday, December 12 at 5.30pm (CET) , Timothy Williamson (Oxford) will give the talk Temporal Logic as Metaphysics as part of the Lugano Philosophy Colloquia Fall 2024 organised by the Institute of Philosophy (ISFI) at USI.
This hybrid talk will take place in Room Multiuso, FTL Building (USI West Campus) and online via Zoom. If you are interested in joining online, please write to events.isfi(a)usi.ch.
Here is the abstract of the talk:
The talk will explain a logic-based approach to the metaphysics of time. As the title hints, it will be analogous to the logic-based approach to the metaphysics of possibility and necessity developed in Modal Logic as Metaphysics, though knowledge of that book will not be presupposed. I will discuss the purely logical sense of ‘exist’ and its interaction with temporal operators, the contrast between permanentism (the thesis that always everything is always something) and its denial, temporaryism (the thesis that sometimes something is sometimes nothing), and the logical nature of genuine change.
For more information: https://www.ftl.usi.ch/it/feeds/14780
We are happy to invite you to our open lecture on December 10th from 4:30 pm to 6:00 pm CET
The open lecture is born to be a safe and friendly space for every student who wants to have a taste of one of our classes. The MAP is glad to welcome you with the help of Professor Williamson and his “Introduction to Higher-order Metaphysics”.
Here is the abstract of the lecture:
“Higher-order metaphysics articulates metaphysical questions and theories in formal languages for higher-order logic, in which one can generalize into predicate position, sentence position, operator position, etc., as well as the more usual option of just generalizing into name position. This approach provides a more perspicuous and fruitful framework for metaphysical theorizing than traditional talk of properties, relations, propositions, and the like. The higher-order framework receives independent support from its use in mathematics. Questions about how to interpret higher-order quantification will be discussed. The lecture will keep technicalities to a minimum and will not presuppose any prior acquaintance with higher-order languages.”
Open lectures are held on campus for philosophy students and on Zoom for everyone. To attend either in presence or online, please register by filling out the form on this page:
https://join.usi.ch/en/master-philosophy-open-lecture
If you choose to attend the lecture remotely, we will send you an email to the Zoom meeting a couple of hours before the event. Alternatively, if you prefer to join us on campus, please arrive 20 minutes early for check-in.
Don’t miss the opportunity to learn about higher-order metaphysics with Professor Williamson!
We are pleased to announce that on Friday, December 6 at 17.00 (CET), Alessandro Giordani (Catholic University Milan, USI) and Vita Saitta (Catholic University Milan) will give the talk A truthmaker semantics for modal logic.
This hybrid talk will take place in Room Multiuso, FTL Building (USI West Campus) and online via Zoom. If you are interested in joining online, please write to events.isfi(a)usi.ch<mailto:events.isfi@usi.ch>.
Abstract: Truthmaker semantics is an innovative framework addressing key philosophical questions about meaning and logic. It is emerging as a significant tool in philosophical logic, challenging possible worlds semantics in areas like semantic and linguistic analysis, non-classical logics, counterfactuals, and modalities. This talk has three main aims. The first is to explore what a semantics for modal notions looks like when adopting a truthmaker semantics, wherein truthmakers for modal sentences are identified with specific kinds of norms. The second is to demonstrate that such a semantics is general enough to allow us to capture modal systems characterized by classes of Kripke frames. The final aim is to prove that this semantics also allows us to capture those modal systems that are characterized by classes of neighborhood frames. The results we obtain are somewhat surprising, as they show that an intuitively appealing idea—namely, that every world is endowed with a set of norms determining which other worlds are possible relative to it---is sufficient for unifying Kripke and neighborhood semantics within the framework of truthmaker semantics.
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> Am 26.11.2024 um 12:07 schrieb waldemar hammel über PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>:
>
>> hast du einen einzigen gültigen beweis/nachweis für eine solche ("esotherische") sphäre ?? / sonst müsste man nämlich, laut "guter argumentationskunst", davon schweigen
Demnach müssten wir hier alle schweigen, denn es war doch Dein kürzlich hier vorgebrachtes Postulat, dass wir (die Menschheit) nichts wissen.
Wittgensteins Diktum, über ein Nicht-Gewusstes schweigen zu müssen, könnte an Kierkegaards Aussage anknüpfen, dass sich grundsätzlich nicht alles Existierende der Lebenswelt in Alltagssprache ausdrücken lässt. So bleibt nur Metaphorik gem. dem Sprichwort: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Oder eben wie Wittgenstein es ausdrückte: „Sätze können nichts Höheres ausdrücken….Nicht wie die Welt ist, ist das Mystische, sondern dass sie ist“. Dieses Mysterium kann überhaupt nicht mit Sätzen erklärt werden, da diese nur vorstellen, was möglich ist, nicht aber, warum es möglich ist.“
Damit sei erklärt, wie sinnlos es ist, Beweise für ein nicht zu wissendes Mysterium (in diesem Fall die Sphäre des Intelligiblen) einzufordern. Das gilt selbstredend auch für alle unternommenen, bzw. geforderten Gottesbeweise.
Beweise dieser Art einzufordern, ist die subtil angelegte Masche der Skeptiker und das beweist letztlich nur deren Begrenzung und Deprivation zufolge ihrer eingeschränkten, verbohrten Sicht auf die schnöde irdische Lebenswelt. Den Gegenbeweis schuldig bleibend, wüten sie gegen alles, was ihren Denk- und Erfahrungshorizont übersteigt, d.h. gegen jegliche Transzendenz in Richtung einer überempirischen Sphäre.
Anders eben Wittgenstein: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“
Nicht nur diesem Diktum folgend müsste man hinsichtlich des von Dir geforderten Beweises für die von mir angenommene Sphäre des Intelligiblen auch schweigen, da diese kein physisch erkennbarer, resp. kein sinnlich wahrnehmbarer Raum ist. Es ist ein Ort der Kohärenz, Ort der potentiellen Ideen von der Ausformung materieller, realer Welten nach dem Urprinzip allem Seins: Anima unica forma corporis.
Und wie steht es um diese solchermaßen geformte Welt? Die Welt als Wille und Vorstellung. Schopenhauer wie Kant als „Welterklärer“:
„Wir müssen so wollen, daß wir uns durch die Art unseres Wollens als zu einer übersinnlichen Sphäre, einem „Reich der Zwecke“ (s. d.) gehörig setzen und betrachten, einem Zusammenhang, welchem wir und die anderen Menschen oder Vernunftwesen angehören, einer moralischen Welt, deren Gesetze auf die Sinnenwelt Einfluß haben. Wir sollen so wollen und handeln, als ob uns eine intelligible Welt als Erkenntnisobjekt gegeben wäre, und wir sollen die Idee eines solchen Systems vernünftig wollender, freier, autonomer Wesen durch unser Tun verwirklichen. Die intelligible Welt ist — wie alles Ideal-Übersinnliche — Grund und zugleich Ziel, und ihr Sein ist, wenn auch nicht Existenz im Sinne der Dinghaftigkeit und Erfahrbarkeit, doch nicht geringwertiger, sondern eher von höherer Dignität, von zeitloser, übersubjektiver Geltung.“ (Zitat ende)
KJ
We are pleased to announce that on Friday, November 29 at 17.30 (CET), Alain Pe-Curto (USI) will give the talk A Dilemma in Value as part of the Lugano Philosophy Colloquia Fall 2024 organised by the Institute of Philosophy (ISFI) at USI.
This hybrid talk will take place in Room Multiuso, FTL Building (USI West Campus) and online via Zoom. If you are interested in joining online, please write to events.isfi(a)usi.ch.
Here is the abstract of the talk:
I argue that either value resembles familiar natural properties or value depends on natural properties but not both.
For more information: https://www.ftl.usi.ch/it/feeds/14780