Am Mo., 2. Jan. 2023 um 19:42 Uhr schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <
philweb(a)lists.philo.at>gt;:
Als Nicht-Kenner von Mathematik
komme ich mit vielem anderen nicht klar. Kann irgend jemand hier mich
aufklären?
Ich gehe davon aus, dass die Unklarheiten nicht mit der Mathematik als
solches bestehen, sondern mit den metaphysischen Prämissen.
In einen vergangenen Beitrag habe ich einmal zwischen der "formallogischen"
und der inhaltlichen Beweisführung unterscheiden wollen. Das war eine vage
Ausdrucksweise. Man könnte auch zwischen der logischen oder formalen
Beweisführung und den Inhalten unterscheiden, was um einiges klarer wäre.
Das eine ist sozusagen die Frage, ob schon ein Fehler im logischen Gerüst
der Argumentation selbst vorliegt. Das andere prüft im Wesentlichen die
Richtigkeit der Prämissen.
Sonst verweise ich auf diesen Nachricht hier
<https://lists.philo.at/hyperkitty/list/philweb@lists.philo.at/message/MVXU4JFBZIQNWILDREGKY3FKPOCGTCDO/>
.
Warum wird nicht das Wort "wahr" gebraucht?
Wahrheit bedeutet etwas völlig anderes in diesem Kontext.
Sonst werde ich wie Moritz Schlick getötet, wenn ich
vor allzu
metaphysik-fernen Ansichten nicht heraus komme:
Hä?
Aber das ist ja normal, positiv, erlaubt, am letzten
Tag des
Jahres, wobei die Hoffnung vertagt wird. Definiert mir mal bitte "positiv".
Gödel selbst definiert in dem "Hauptteil" seines Beweises ebenfalls nicht,
was eine positive Eigenschaft sein soll.
Das ist nicht unbedingt eine Schwäche eines formal korrekt geführten
Beweises. Gödel hat ja sogar eine Axiomatik herausgearbeitet.
In Übrigen, was die Person Gödels, seine individuellen Wertvorstellungen
usw. angeht, so denke ich, dass diese völlig unabhängig von der Gültigkeit
eines von ihn erdachten Beweises sind. Jedenfalls behandeln wir in der
modernen Welt Beweise so.
Oder sind wir etwa verpflichtet, eine oksure, auf Zahlen basierende
Ontologie und eine Numerologie zu übernehmen, weil wir den Satz des
Pythagoras anerkennen?
Wie ich aber Erfahren habe, hat Gödel offenbar später eine inhaltliche
Deutung von positiv vorgenommen und es dabei als das ethisch gute,
ästhetisch schöne usw. definiert. Kurz, das "*schöne, wahre und gute*"
schlechthin. Anschließend hat er aber "positiv" auch einmal erwogen als
ganz einfach gegeben.
Das Wort "Positiv" in "Positivismus" meint auch nicht, dass Schlick,
Carnap
oder Neurath ein unverbesserliche Optimisten waren, sondern, dass sie beim
Gegebenen, "postiven" bleiben wollten.
P.S.: Ich bin nicht dazu berufen, eine Stellungnahme zur geistigen
Entwicklung Gödels abzugeben, auch schon deshalb, weil mein kleiner
Verstand diesen unmöglich überschauen kann. Jedoch habe ich den Eindruck,
dass Gödel sich in erster Linie aus intellektueller Neugier mit dem
ontologischen Gottesbeweis befasst hat.
Mag er auch sonst gläubig, ungläubig oder erkrankungsbedingt vollständig
irrational gewesen sein.