Am 24.11.2019 um 22:51 schrieb K. Janssen via Philweb:
[Philweb]
Am 23.11.19 um 16:27 schrieb waldemar_hammel:
Hallo Waldemar, schön, von Dir zu hören ...
zb: "ewigkeit" heißt im animistischen
es gibt keine zeit,
im rationalistischen heißt es unendlicher zeitvorrat,
analog mit anderen sachen ...
"Ewigkeit" wie ich sie zuletzt als zeitlose Unendlichkeit (in der
Scholastik als „infinitas“ ausgedrückt) beschrieben habe, würde ich
kein einziges Attribut als eben das seiner absoluten Vollkommenheit
zuordnen wollen; nicht aus animistischer wie ebenso nicht aus
rationalistischer Sicht.
Vermutlich liegt unser "ungelöstes Problem" auch darin begründet, dass
wir nach Wittgensteinschem Verständnis erst einmal den
Animismusbegriff allgemeingültig klar festlegen müssten. Dabei ist mir
die im Lexikon geführte Definition eingängig, wonach in animistischen
Weltanschauungen der gesamte Kosmos in zwei Formen, nämlich einer
geistartigen sowie materiellen "Welt" existiert und offenbar erstere
die letztere nach ihrem Muster hervorbringt (formt) und geistig
durchdringt. Sich als Irdischer dieser "Durchdringung" bewusst werden
zu können, würde ein Nominalismus eher im Wege stehen (wie es falsch
verstandene bzw. vermittelte Religion bis heute verdeutlicht; man
verstößt dort paradoxerweise gegen das göttliche Namensverbot anstatt
sich lediglich diesem göttlichen "ICH BIN DA" anzuvertrauen). Einziger
Weg, an dieser "Durchdringung" teilzuhaben, ist, damit in Resonanz
(Wechselwirkung) zu treten, sich dieser Durchdringung (gleich einem
nachrichtentechnischen Filter) zu öffnen.
ich meinte mit animismus das frühkindliche "alles ist eins", den
nichtunterschied zwischen außen und innen, den nichtunterschied zwischen
mir und welt.
sobald mit der entwicklung der immunfunktionen (zu denen ich auch die
sprache rechne) dieses "alles ist eins" zerfällt, steckt man
unentrinnbar in teufels küche,
es gibt dann ich und welt da draußen, und alles muss beschrieben und
erklärt werden,
dabei ist eine wechselwirkungen-welt prinzipiell unbeschreibbar (mit den
mitteln der beschreibung nicht zu packen), weil jede beschreibung den
wechselwirkungen hinterherläuft,
und weil es zu jeder begründung (erklärung) eine letztbegründung
(letzterklärung) nicht geben kann.
insoweit erklärt der animismus nichts, der rationalismus aber ebenfalls
nichts.
was du meinst, mit "nichtnennung des göttlichen namens", mit
"durchdringung mittels resonanz" ist auch nur ein auf höherer ebene
dumm-bleiben,
ein nicht-wissen-wollen, das durch ahnen ersetzt wird, also durch
letztlich emotionales "alles ist eines".
im rationalistischen hat man
renormierungstheorien erfunden,
die die unendlichkeiten auf endlichkeiten herunterbrechen oder ganz
unterbinden,
damit ist die diskrepanz zwischen animismus und rationaler
weltauffassung aber nicht beseitigt.
....
um nicht zwei unterschiedliche beschreibungen derselben welt zu haben
(animismus kontra rationalismus),
wäre es meiner ansicht nach eine gute idee,
alles zurück auf null,
und die diskrepanz zwischen universalismus (animismus) und
rationalismus noch einmal komplett neu zu durchdenken,
sonst kommen wir aus diesem teufelskreis nicht heraus ...
Ich wollte hier nicht unbedingt von Diskrepanz oder gar einem
Teufelskreis sprechen, unter der o.a. Annahme, dass klassischer
Animismus ohnehin zwei kosmische Formen (geistig und materiell)
annimmt. So eignet sich "rationale Weltauffassung" durchaus als
notwendig lebenspraktische Herangehensweise, eben zur Lösung
unzähliger Alltagsprobleme: Dort wo man nicht unendlich "unendlich"
operieren kann, sondern rechtzeitig einen Schnitt macht, indem man
Abbruchkriterien (insbes. auch des Denkens) findet, um in der
Berechnung (nicht das Heideggersche Berechnende) unserer Lebenswelt
handhabbar rationale Lösungen zu erarbeiten.
abbruchbedingungen/ abbruchkriterien, so funktioniert unser gesamtes
rationales UND alle kommunikation (siehe vermeidung des
münchhausen-trilemmas) zur vermeidung des problems
der letztbegründung. nur lösen wir damit das problem nicht, sondern
umgehen es nur lebenspraktisch.
* sachen wie die infinitesimalrechnung sind in diesem bild auch nur
hilfskonstruktionen wie eben die renormierungs-anwendungen,
wir benötigen in wahrheit eine komplett neuartige mathematische
beschreibung,
die zb. statt ihre operatoren-grammatiken vordefiniert mitzubringen,
sie aus den wechselwirkungen selbst bezieht
Neuartige mathematische, überhaupt physikalische Beschreibungen u.a.
auch Quantenrechner wird die Menschheit sicherlich (vlt. sogar in
absehbarer Zeit) entwickeln. Womöglich werden sie dazu führen, den
Menschen ein Stück weit aus seiner bisher gelebten und zu erlebenden
resp. erduldenden Körperlichkeit herauszuführen (Cyborg-Wesen). Wir
können heute nicht sagen, bestenfalls darüber spekulieren, ob dieser
Lebensraum dann noch im Sinne einer (bislang unbeschreibbaren) Qualia
zu erleben ist.
Wechselwirken ist unbestrittenes Lebensprinzip, zweifelsohne. Doch bin
ich mir nicht sicher, ob es für Lebewesen unserer Art sinnvoll bzw.
hilfreich ist, in absolute Tiefen physikalisch rudimentärer
Wechselwirkungen vorzudringen. Die Gefahr dabei, evolutionär
bestgeordneten Strukturen irreversiblen Schaden unbedacht zuzufügen,
sah (in weiterem Zusammenhang) seinerzeit schon Zeus: Er ließ den
Prometheus an den Felsen nageln. Da können wir nur wieder auf einen
Herakles hoffen ...
wechselwirkungen sind nicht das prinzip "actio gleich reactio" (newton),
sie sind vielmehr irreduzibel, nicht aufzusplitten, weil es keine zeit
zwischen actio+reactio gibt (planckzeit usw),
auf diesem prinzip, dem prinzip der ww, beruht unsere gesamte welt, vom
kleinsten bis zum größten, auch evolutionäre strukturen, es macht also
hohen sinn dies in allem einzubeziehen.
man braucht zur beschreibung der welt nur:
das prinzip der wechselwirkung + thermodynamik + eine mathematik, die
ihre operatoren aus wechselwirkungen bezieht + die planckwelt
im hintergrund herrscht chaos, aus dem durch gepfadete wechselwirkungen
zb dinge wie naturgesetze entstehen,
und das wissen, dass jede beschreibung den ereignissen hinterherläuft,
also von vergangenem erzählt
(man stelle sich vor, das jeder meter welt aus ~10 hoch 35
planck-quanten besteht, von denen jedes einzelne 10 hoch 44 mal
wechselwirkend alterniert ,
mit solch einer wirklichkeit haben wir es zu tun)
wh.