Vielleicht beantwortet die Frage sich von hinten rum: Gerade habe ich
mir ein neues Pferd gekauft, jetzt bin ich wer. Ich erinnere mich
Epiktet: "Wenn aber du selbst voll Stolz sprächest: welch ein schönes
Pferd habe ich! so wisse, daß du auf die Vorzüge deines Pferdes stolz
bist."
Oder: Ich denke, also bin ich wer.
Waldemar Hammel wetterte ziemlich stark gegen Descartes:
(1) Descartes: Sein höchst interessantes Gedankenexperiment mit den zwei
Substanzen, das niemand vor ihm so gut durchdachte,
(2) Gegner Descartes: Gedankenexperiment mit einem Holismus, den sie auf
ihren Homunkulus anwenden, gerade indem sie viel mehr Instanzen an ihm
vorsehen als Descartes Substanzen,
(3) Gilbert Ryle, der bei den (2) immer noch einen Geisterglauben sah,
egal wie auch immer sie sich drehten und wendeten.
Interessant ist auch der Satz des Waldemar Hammel:
"dass ich nur als prozess existiere, von geburt bis tod ein "fließen",
das keinen bruchteil einer sekunde stillsteht"
Fast dasselbe schrieb Descartes und seine "sectateurs", nämlich dass das
Denken Tag und Nacht vor sich geht. Komisch wenn von (2) wie von (1)
fast derselbe Satz kommt.
Vielleicht wurde das "Rund-um-die-Uhr" erst wieder mit Sigmund Freud
wieder aktuell, indem er im gleichen Zuge weitere Instanzen vorschlug,
die ihn bis ans Lebensende beschäftigten und verfolgten. Vermutlich
merkte er nicht einmal, dass "der Traum" wie er ihn dachte, auch eine
implizit vorgeschlagene Instanz zu denken gab. Analog dazu kann zum Wort
"das Gehirn" so gedacht werden, also wäre da ein materieller Gegenstand
und eine Instanz. Ist da nicht eine alte bekannte Analogie: "Ich und
mein Körper". Und wie ist es mit der Trennung im Satz "Ich und meine
Meinung"? Sätze dieser Form lese ich immer wieder. Wird die Meinung
zusätzlich vom Ich getragen? Wenn ich so denken würde, käme ich zur
Frage: Gibt es überhaupt das Huhn und das Ei?
Joseph Hipp
weltordnung.de
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