Am 29.11.2020 um 23:00 schrieb K. Janssen via Philweb
<philweb at lists.philo.at>:
> > Seine furiose Ablehnung jeglicher Ideologie
scheint auf den
ersten Blick unverständlich, denn Ideologie ist ja gerade die Lehre
von
den Idealen sowie Ausdruck wissenschaftlicher Bestrebung, Sinn- und
Zweckbezogenheit des Lebens kritisch zu hinterfragen. Ideologie selbst
bildet sich ihrerseits in unterschiedlichsten Denkmodellen und
Begriffsauslegungen ab und damit schließt sich eine eindimensionale
Definition von Religion als Ideologie aus.
ingo tessmann dazu:
Hi Karl,
„Ideologie“ hatte einmal die neutrale Bedeutung von Ideenlehre, wird
aber seit Marxens Ideologiekritik meistens positiv als Weltanschauung,
neutral als politische Ideologie und abwertend als Irrlehre oder
falsches Bewusstsein gedeutet. Waldemars Verwendung des Wortes
„Ideologie“ ist also nicht ungewöhnlich, wenn man Platos Ideenlehre
ablehnt, die bekanntlich wesentlich von den Kirchenvätern ins
Christentum einbezogen worden ist. Deshalb hat Nietzsche ja auch das
Christentum als Platonismus fürs Volk karikiert. ...
ich lehne ganz simpel deshalb JEDE ideologie grundsätzlich ab,
weil alle ideologien auf angeblich gefundenen absoluten (absolut
gültigen) wahrheiten beruhen,
während meiner meinung nach "wahrheit" spektral ist, zb situativ
abhängig von randbedingungen,
dh, jede wahrheit der klasse P=x ist von einem schwarm von
(teil)wahrheiten P < x umgeben
und zb religion, marxismus, heutiges querdenkertum sind für mich
paradebeispiele für ideologien,
deshalb für mich toter, abgestorbener unsinn
wissenschaften beruhen ebenfalls auf wahrheiten, diese sind aber nicht
als absolut gesetzt, sondern "nur wahr, bis besseres/mehr wissen
besseres ergibt",
es handelt sich also um evolutionierbare wahrheiten (quasi immer unter
vorbehalt),
und das macht den phänomenalen und höchst erfolgreichen unterschied zu
ideologien !
*
universalismus gegen nominalismus ...
platons unselige ideenlehre scheitert simpel daran,
dass nicht ideen primordial sind, sondern den dingen dieser welt
nachgeordnet als quasi zusammenfassungen,
zb kann man alle rosen und rosensorten unter "die rose an sich"
sprachlich subsummieren,
aber es ist einfach nur unsinn, aus "die rose an sich" alle rosensorten
ableiten zu wollen
(zudem entstehen ideen in köpfen, und nur dort, während die dinge der
welt unabhängig von köpfen-inhalten existieren müssen,
sonst haben wir sowas wie ein -just durch platons ideenlehre-
umgekehrtes solipsismus problemchen)
nach platon müsste auch zb das automobil schon immer in gottes
wurstküche als idee gestanden haben,
("die idee des autos" als primordial, am besten noch vor dem urknall
anzusiedeln, weil auch dieser natürlich nur eine von platos ideen ist )
und wir idioten haben das auto erst vor 120 jahren erfunden = "gefunden"
gemäß plato, und dann in hunderten sorten und arten ausgeführt,
das ist doch blödsinn !
die platonische ideenlehre ist sowas wie ein tausendguldenschuss an die
latte des schieren unverstandes ...
(oder technischer gesagt: eine glatte verwechslung von ursache und wirkung)
wobei ich anmerken muss, dass der vor 1000 jahren gefundene nominalismus
als richtige und gültige weltauffassung auch nicht des pudels kern
gewesen sein kann,
löst er sich doch seit etwa 100 jahren in "nichts" auf, in felder,
quanten usw = die dinge dieser welt sind garnicht dinglich, usw, obwohl
sie uns "mesoskopen" genauso erscheinen,
daraus aber, wie ein zb schon zu alter DÜRR abzuleiten, dass diese welt
im hintergrund also (doch irgendwie) "geistig" sei,
ist ebenfalls wieder ein unsinn sondergleichen ...
denn unser bisschen geist/verstand/ entsteht und besteht aus
materie+energie ("kappes und kartoffeln"), entsteht also AUS welt,
und nicht umgekehrt "welt aus geist",
geist ist eine der unendlich vielen emanationen/gestaltungen/ von
materie+energieflüssen, also geist aus (und in) welt, und nicht welt aus
geist
--
Diese E-Mail wurde von Avast Antivirus-Software auf Viren geprüft.
https://www.avast.com/antivirus