Am 03.11.2023 um 22:10 schrieb Karl Janssen über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Wenn Du behauptest, Mythologie sei kein Bestandteil
von Philosophie, resp. Teil heutiger Philosophiestudiengänge, so ist das schlichtweg eine
falsche Aussage. Nach wie vor – wie zu meiner Studienzeit – finden sich Seminare bzw.
Inhalte von Lehrplänen, in denen ein Bezug zwischen Mythologie und Philosophie dargelegt
und erläutert wird, zumal sich die Philosophie aus dem mythischen Denken entwickelt hat.
Selbstredend ist doch unbestreitbar, dass mit massiv zunehmenden naturwissenschaftlichen
Erkenntnissen mythisches Gedankengut zurück gedrängt wurde und sich weiterhin verlieren
wird, wenngleich dieses immer noch in weiten Teilen der noch rückwärts gerichteten
kulturellen Welt verbreitet und gelebt wird.
Moin Karl,
wann schreiben wir einmal nicht aneinander vorbei? Und wie lange ist es sinnvoll, dass wir
überhaupt noch einander schreiben? Ich hatte geschrieben: „Ist Dir der Lehrplan einer
philosophischen Fakultät hierzulande bekannt, zu der Mythologie gehört? Unter Theologen
mag es so sein, aber in der Philosophie sind Mythologien nur noch Untersuchungsgegenstand
geblieben.“
Es gibt die Philosophie selbst als Wissenschaft und es gibt die vielen Gegenstände der
Philosophie. Natürlich ist auch die Mythologie ein Gegenstand der Philosophie, aber
Philosophieren hat nichts mit Mythologisieren zu tun. Ich verstehe nicht, wir borniert und
verbohrt man sein muss, um meine obigen Sätze so missverstehen zu können?
Dass sich die Philosophie aus dem mythischen Denken entwickelt hat, heißt nicht, dass sie
noch Mythologie ist. Zumal ich die oft wiederholte Ansicht nicht mehr plausibel finde,
wenn ich bedenke, dass es vor dem Übergang vom Mythos zum Logos bereits einen vom Logos
zum Mythos gegeben haben mag. Am Anfang war die Tat, das Handwerk. Faustkeile sind seit
über 1 Mil. Jahren in Gebrauch.
Am 25. Aug. hatte ich geschrieben: „Mit Bezug auf die damalige Arbeit an der
Himmelsscheibe von Nebra haben Vorgeschichtler einen Übergang vom Logos zum Mythos
gesehen. Die Vorsokratiker nahmen später wieder einen Übergang vom Mythos zum Logos vor.
Droht uns im Zuge der Dialektik der Aufklärung — wie in den 1930er Jahren — wiederum ein
Wandel vom Logos zum Mythos?“ Das ist natürlich ein genuines Thema für die Philosophie.
Falls Du noch nicht auf den Himmelswegen
https://www.himmelswege.de/orte <https://www.himmelswege.de/orte>
wandeltest. Die 7000 Jahre alte Kreisanlage von Goseck war noch ein Sonnenobservatorium,
die 3000 Jahre jüngere Kreisanlage von Pömmelte war dann ein Ringheiligtum. Wie der
Übergang vom Logos zum Mythos genauer vor sich gegangen sein mag, wird vielleicht einmal
in Romanen ausgestaltet. Bisher ist mir keiner bekannt geworden.
IT