> Am 23.11.2020 um 14:50 schrieb waldemar_hammel via Philweb <philweb(a)lists.philo.at>:
>
>
> wir erleben/erkennen also:
> 210bit/2,7sec gegenwart => die nächsten 210bit/2,7sec gegenwart => usw = saltatorisch, wobei wir den festen eindruck haben, brav fließend zu erleben,
> das kommt ua dadurch zustande, dass unser hirn mithilfe innerer uhren "die zeit"/ den zeitablauf (auch des erlebens) beliebig manipulieren kann,
> das hirn hat dabei nicht nur EINE, sondern, für verschiedene funktionen, verschiedene "eigen"-zeiten,
> was ua für uns den festen eindruck von "konstanz“ erzeugt
Hi wh,
machst Du es Dir nicht ein wenig zu einfach? Vgl. z.B.: "Synaptic clock as a neural substrate of consciousness“
https://arxiv.org/pdf/2002.07716.pdf <https://arxiv.org/pdf/2002.07716.pdf>
> die "böse" vermutung ist, dass es "zeit" als physikalische größe, als externe physikalische größe, garnicht gibt,
> sondern dass das erleben von zeit(en) rein "hirntechnisch" bewerkstelligt wird,
Und das ist doch ein alter Hut, aber nicht aufgrund der Hirnphysiologie, sondern innerhalb der Quantenkosmologie. Siehe z.B. Claus Kiefer: "DER QUANTENKOSMOS, Von der zeitlosen Welt zum expandierenden Universum. Auf der fundamentalen Ebene der Quantengravitation ist die Zeit völlig verschwunden. Nur unter wohldefinierten speziellen Umständen ergibt sich ein approximativer Zeitbegriff, der mit dem Zeitbegriff in der Relativitätstheorie übereinstimmt:
https://www.heisenberg-gesellschaft.de/uploads/1/3/5/3/13536182/workshop201… <https://www.heisenberg-gesellschaft.de/uploads/1/3/5/3/13536182/workshop201…>
Genaueres findet sich hier: „Space, Time, Matter in Quantum Gravity"
https://arxiv.org/pdf/2004.03174.pdf <https://arxiv.org/pdf/2004.03174.pdf>
Demgegenüber schlägt Lee Smolin in seinem Buch „Time Reborn“ bzw. „Im Universum der Zeit“ eine zeitgebundene Kosmologie vor, in der "das Universum ein Prozess zur Ausbrütung neuer Phänomene und Organisationszustände, der sich ständig erneuert, wobei er sich zu Zuständen immer höherer Komplexität und Organisation entwickelt. Die Beobachtungsdaten sagen uns eindeutig, dass das Universum mit dem Fortschreiten der Zeit interessanter wird. In der Frühzeit war es mit einem Plasma im Gleichgewichtszustand angefüllt; von diesem überaus einfachen Anfang hat es über ein weites Spektrum von Skalen - von Galaxieclustern bis hin zu biologischen Molekülen - eine enorme Komplexität entwickelt.“ Dabei "entstehen die Naturgesetze aus dem Inneren des Universums heraus und entwickeln sich in der Zeit mit dem Universum, das sie beschreiben.“
Solange Quanten- und Relativitätstheorie nicht vereinheitlicht sind, bleibt auch das Problem der Zeit offen, jedenfalls in der Grundlagenforschung. Ansonsten gilt: Zeit ist das, was ich von der Uhr ablese.
Es grüßt, IT
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> Am 01.12.2020 um 21:39 schrieb waldemar_hammel <waha3103x(a)googlemail.com>:
>
>
>
>> Am 01.12.2020 um 18:12 schrieb K. Janssen:
>>
>> Der Mensch kann daher m.E. lediglich an dieser außerkörperlichen (ich nenne es göttliche) Vernunft partizipieren und dieses vermutlich nur, wenn man sich mit der immateriellen Kraft dieser "göttlichen" Vernunft verbinden bzw. sich dieser öffnen kann.
>
> (so wie ein fakultativer oder echter parasit an seinem wirt "partizipiert"? => dein durchaus unfeiner wunsch also gott anzusaugen?/auszusaugen?/ gar zu kannibalisieren?, und im mensch-fall
> bedeutet das ja letztlich das ziel selbst gott zu werden? camouflierend-demütig kommt das menschtier daher, um zuletzt im größenwahn gott zu erschlagen und selbst gott zu spielen?
> dies dein geheimster wunsch?)
>
Selbst Gott werden wollen? Du willst doch nicht annehmen wollen, ich würde das Schicksal des Luzifer teilen wollen! Bemerkst Du eigentlich nicht mehr, wie fadenscheinig Deine Argumentation ist, einerseits die Existenz eines Gottes vehement abzustreiten, andererseits sich auf ihn zu beziehen?
Welchen Gott sollte ich denn dann „erschlagen“, wenn es ihn doch Deiner Überzeugung nach gar nicht gibt? Oder existieren mehrere Götter, von denen ich welche „erschlagen“ könnte. Natürlich ist mir das auch nicht möglich, da es diese ja auch nicht gibt.
Also hören wir mit dieser Art Diskussion auf (die es ja längst nicht mehr ist). Man droht sich nur noch lächerlich zu machen!
>> Das zeichnet den Menschen im Gegensatz zum Tier aus und erklärt damit den entscheidend signifikanten Schritt der Menschwerdung. Um dem (diesbezüglich Geschriebenen) zu erwartenden Protest hier im Vorfeld zu begegnen: Der Vernunftsbegriff ist auf beide Bereiche zu beziehen, sowohl (im Kant'schen Sinne) auf den Menschen, wie auch (im Sinne von Aquin und Averroes) auf eine angenommene immaterielle Wesenheit (nenne man es wie man will - um nicht wieder in endlose Begriffs-Diskussionen zu verfallen).
>
>
> grrr... vorab:
>
> es gibt keinen (prinzipiellen) unterschied zwischen tier-tieren und mensch-tieren !,
> bzw die unterschiede sind marginal,
Wenn Du keinen prinzipiellen Unterschied zwischen Dir und Deinen Hunden oder sonstig von Dir gehaltenem Getier erkennen kannst, dann kann ich Dir nicht mehr helfen (sagt man so - obwohl ich weiß , dass Du ohnehin gegen jegliche Beeinflussung immun bist und zudem ich weit davon entfernt bin, hier den Sisyphos zu spielen).
> weil alles, dass in mensch "eingebaut" ist, auch in tieren eingebaut sein muss, auch in tier-tieren schon zumindest angelegt sein muss,
> natürlich graduell usw unterschiedlich ausgeformt,
> woher sollte mensch-tier es denn haben, wenn nicht von tier-tieren auf dem weg der ganz natürlichen evolution,
Dieses, den Menschen Auszeichnende, nicht zu erkennen bzw.. zu wollen, ist exakt Dein Problem!
> wir mensch-tiere stammen von affen ab in dem sinn: wir hatten mit diesen vor evolutionär sehr kurzer zeit gemeinsame vorfahren
>
> (die gemeinsamkeiten zwischen mir und zb einer spinne sind vielleicht 99%,
> wo soll da raum sein für die angeblich extreme andersartigkeit/überwertigkeit/ des menschen?)
>
Diese Annahme ist doch nur noch jämmerlich! Soll ich da überhaupt noch einen Gedanken verschwenden, darauf zu antworten?
Dessen ungeachtet, nochmal auf das Verhältnis Tier-Mensch zu kommen.
Du schreibst von Deinen Hunden; wir hatten in der Familie lange Zeit einen Hund (er wurde von „Tierfreunden“ vergiftet). Ich bin seit Kleinkindzeit mit Tieren groß geworden.
Warum erwähne ich das? Weil ich mir kaum vorstellen kann, dass Du im Verhältnis zu Deinen Tieren nicht diese nonverbale Sprache (mit Sprache meine ich diesbezüglich die üblichen Anweisungen etc.) erlebst, die man schlichtweg als immateriell (also keine Ausbreitung über Schallwellen etc.) bezeichnen muss.
Der Hund spürt, wenn man sich auf den Nachhauseweg begibt, was Dir Deine Familie bestätigen wird; er spürt Deine Stimmungen. Was würdest Du demjenigen als Erklärung anbieten, der diese, sich definitiv immateriell vollziehende, Kommunikation als Unsinn abtut?
> und, bedrohlich ist das:
> es gab vielerlei unterschiedliche mensch-arten,
Nun, so viele waren das auch wieder nicht
> bevor sie alle ausstarben = zusammenflossen, zum heutigen homo-angeblichen-supersapiens,
> bedrohlich ist diese entwicklung deshalb, weil sich damit unser genpool verengt hat,
Und wo bleibt in diesem Zusammenhang die glorreiche Wirkung des von Dir gepriesenen Immunsystems? Übrigens gibt es Hinweise, dass DNA-Sequenzen der Gene mittlerweile (per äußerer Einwirkung) veränderbar seien. Das ist jedoch nicht mein Metier, womöglich wissen Ingo oder andere hier etwas darüber.
> und im rahmen der "globalisierung" noch weiter verengen wird,
> was normalerweise das (wieder)-aussterben einer art einleitet !
Wie gesagt, Gentechnik ist nicht mein Fach; dennoch bin ich bislang davon ausgegangen, dass durch Vermischung (z.B. per Migration, Völkerwanderung, heute Globalisierung) der Gene das „Genom-Mosaik“ der Menschheit bereichert wird.
Wo sich da diesbezüglich nichts mehr vermischt (hatte), kann man entsprechende Auswirkungen einer „genpool - verengung“ doch am Persönlichkeitsprofil Wilhelm des Zweiten erkennen, oder nicht?
>
> *
> [ "übernatürliche" oder "immaterielle" wesenheiten ] sind sprachliche non-sense monster,
Dann finde doch, mir zuliebe diesbezüglich neue Begriffe ...ach nein, kann ja nicht funktionieren...
> weil sie contradictionae in adiecto darstellen
> https://de.wikipedia.org/wiki/Contradictio_in_adiecto
> (es gibt nichts über-natürliches, und auch gemäß E=mc quadrat und folgerungen daraus nichts immaterielles,
> weder in-welt, noch über-welt, noch unter-welt, noch irgendwo dazwischen,
> dass "die alten" das wirken übernatürlicher wesenheiten fast überall annehmen mussten, einfach als erklärungen für ihnen ansonsten unerklärlich bleibendes,
> darf uns heutige doch nicht dazu verführen, residuen dieser alten welterklärungen immer noch hochzuhalten? )
>
Darum geht es doch gar nicht! Du kannst oder willst nicht verstehen, dass ich mit Bezug auf Überweltliches/übersinnliches (an sich) oder einer von mir angenommenen immateriellen Entität definitiv keinen Bezug auf überkommene Welterklärungen nehme und schon gar nicht auf einen damit assoziierten Gott (nach anthropomorphem Bild) abziele, sondern mich (ganz im Gegenteil) auf eine mit rationaler Sprache schlichtweg nicht beschreibbare Ebene begebe. Diese Ebene, in meinem Verständnis eher eine universale Dimension, quasi als Träger von „Ordnungszuständen“ und zwar, wie Ingo T. Lee Smolin zitiert hat, eben nicht als statische, unveränderte „Sphäre“, sondern als sich ständig optimierender „Prozess“. Das alles ist meilenweit entfernt von Deinen Geistern und Göttern, die Du meinem Denken unterjubeln willst. Ich habe hier zu oft schon geäußert, dass ich an keinen personalen Gott (auf welcher himmlischen Wolke residierend er denn säße!) glaube.
Warum hörst Du nicht auf, von „meinem Gott“ zu reden und mir damit indirekt naiven Glauben an ein (wie auch immer geartetes) Jenseits oder mir eine Verstrickung in die, Deiner Phantasie entsprungenen, magisch-animistischer Zauberwelt zu unterstellen?
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
> gruß, wh.
>
> --
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> https://www.avast.com/antivirus
>
Wer bin ich – wer sind wir. Treffender kann dieses Thema nicht auf den
Dissenz und dem sich daraus (längst nicht nur hier) ergebenden Disput
hinweisen, der sich scheinbar zwangsweise zwischen den Fraktionen,
einerseits eines strikt mechanistischen, anderseits eines idealistisch
geformten Weltbilds, ergibt. Denn letztlich geht es Vertretern beider
Seiten um die Deutungshoheit über Ursprung und Beschaffenheit der Welt.
Soweit man mit diesem Ansinnen nicht über die Grenzen der eigenen
Weltanschauung hinauszusehen (also zu einem – zumindest temporären -
Perspektivwechsel) bereit ist, bleiben die Position unversöhnlich
gegeneinander gerichtet. Das verdeutlicht diese scheinbar nie zu
überbrückende Spaltung der Gesellschaften weltweit; in deren Folge sich
verfestigende Fundamental-Ideologien zu Streit, Terrorismus und Krieg
führen.
Demgegenüber sind die Ideale der Philosophie hilflose Sophisterei!
Welchen Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung hat Aufklärung
seit Kants Aufforderung des "Sapere aude - Habe Mut, dich deines eigenen
Verstandes zu bedienen!" genommen?
Ich bin sicher, dass der Gesamtprozess der Aufklärung unabweisbare
Fortschritte für die Menschheit hinsichtlich ihrer Befreiung von
überkommenen Gesellschaftsstrukturen erbracht hat.
Nicht leugnen kann man hingegen, dass ein Teil der Weltbevölkerung nach
wie vor keinen „Ausgang (des Menschen) aus seiner selbstverschuldeten
Unmündigkeit.“ findet bzw. diesen gar nicht sucht.
Unverändert sind „Faulheit und Feigheit“ die Ursachen, warum Menschen
eher zeitlebens unmündig bleiben und sich damit dem Diktat derer
unterwerfen, die daraus ihre Machtkalküle und -zentren entwickeln und
betreiben.
Das meinte Waldemar mit seiner jüngsten diesbezüglichen Einlassung und
liegt damit sicher nicht falsch.
Falsch liegt er m.E. mit seiner Aussage, Religion (die er schlicht
unzutreffend als Ideologie abgrenzt) und speziell deren Ausübende seien
alleine für die Übel dieser Welt verantwortlich.
Seine furiose Ablehnung jeglicher Ideologie scheint auf den ersten Blick
unverständlich, denn Ideologie ist ja gerade die Lehre von den Idealen
sowie Ausdruck wissenschaftlicher Bestrebung, Sinn- und Zweckbezogenheit
des Lebens kritisch zu hinterfragen. Ideologie selbst bildet sich
ihrerseits in unterschiedlichsten Denkmodellen und Begriffsauslegungen
ab und damit schließt sich eine eindimensionale Definition von Religion
als Ideologie aus.
Auf den zweiten Blick wird der Grund dieser Zuordnung von Religion als
Ideologie und deren radikale Ablehnung deutlich. Sein
Persönlichkeitsprofil ist grundsätzlich von Idealen (ursächlich auch die
von Religion propagierten) geprägt.
Menschen, die diesem Profil entsprechen, neigen somit zu
Gesellschaftsformen, die das Wohl des Menschen in den Mittelpunkt
stellen. Selbst von hehren Idealen getragen, liegt (ihrem humanistischen
Anspruch zufolge) die Präferenz für Staatsformen vor, die diese Ideale
gesellschaftspolitisch umzusetzen scheinen (Kommunismus, Sozialismus in
verschiedensten Ausformungen). Diesem Anspruch konnte bislang keine
dieser politischen Systeme konkret entsprechen, was zu gleicher
Desillusionierung führt, wie ein ähnlicher Anspruch gegenüber Religionen.
So wandelt sich Idealismus zur Verzweiflung an der Welt, am Menschen und
seinen Gesellschaftsformen und schließlich an einem Gott (Theodizee),
dessen gestaltloses, unbeschreibbares Numen er nicht mehr wahrnehmen
kann bzw. will und sich schließlich in eine radikale Gegenposition zu
diesem, samt aller damit verbundenen menschlichen Ausdrucksformen
(Religion, Spiritualität) versetzt. Die Bewusstwerdung des rational
nicht erfassbaren, überweltlichen Phänomens (Numinose) kann nicht mehr
gelingen, weder als mysterium tremendum noch als mysterium fascinans.
So wird versucht, das Vakuum einer rational unterdrückten, jedoch
letztlich unüberwindbar im Unterbewusstsein verankerten „Gewissheit“
(von der Existenz dieses Numen) durch die verzweifelte Suche nach
materialistisch begründbaren Alternativen zu kompensieren, die in teils
abstrusen Vorstellungen zur Welterklärung mündet („magisch-animistische“
Konditionierung, absolute Selbstreferenz, Wechselwirkung, Autopoieses,
strikter Evolutionismus, etc).
Wenn die somit eingenommene Position dazu führt, andersdenkenden,
insbes. religiös geprägten Menschen und damit der Religion an sich, die
Schuld am Ungemach dieser Welt zuzuschreiben, zeugt das m.E. von
engstirnig geistloser Attitüde.
Nicht Spiritualität, nicht Religion an sich, nicht Gott sind für das
Übel dieser Welt verantwortlich, sondern einzig der Mensch in seiner
Unvollkommenheit, in seiner Missbrauchsgeneigtheit (in dem hier
behandelten Zusammenhang insbesondere die missbräuchliche Vermittlung
und Ausübung von Religion), in seiner Hinterlist, seiner Missgunst,
seiner Habgier, seiner Feigheit und Unaufrichtigkeit, seiner potentiell
intrinsisch angelegten, kriminellen Energie, in seinem Unvermögen - dem
malum metaphysicum schlechthin!
Gründe genug also , ein vernichtendes, misanthropisches Menschenbild zu
entwickeln!
Und dennoch steht dagegen, dass der weit überwiegende Anteil der
Weltbevölkerung tagtäglich im Kampf des Lebens versucht, diesen
Grundübeln menschlicher Wesensart durch ein dem Leben und den
Mitmenschen gegenüber verantwortungsvolles, humanes Handeln
entgegenzuwirken.
Bester Gruß in die Runde! - Karl
Am 25.11.2020 um 18:15 schrieb waldemar_hammel:
>
>
> Am 25.11.2020 um 14:21 schrieb Karl Janssen:
>> War mir schon klar, dass Deine Ausführungen keine Satire sind. Und so
>> würde ich meinerseits vorschlagen, diese Thematik hier wirklich nicht
>> mehr zwischen uns beiden zu behandeln. Du wirst mich nie von Deiner
>> magisch-animistischen Auslegungs-Morotte überzeugen, denn sie ist
>> für mich ebenso „Schimäre“, wie diese es für Dich bzgl. aller
>> nichtmateriellen (also nicht „Kappes und Kartoffeln“ gefütterter)
>> Gegenständlichkeit ist. Wir haben und finden keine gemeinsame Basis,
>> was mich definitiv nicht stört, denn wie gesagt: zu unterschiedlich
>> sind diesbezüglich unsere Perspektiven. Was mich aber wirklich stört
>> ist, dass, hervorgerufen durch meine jeweilige Replik auf Deine
>> Ausfälle gegen Religion, Theologie und ähnliche Themen, andere
>> Teilnehmer (insbes. stille Mitleser) durch eine in meinen Augen
>> unqualifizierte wie gleichermaßen verächtlich angelegte
>> Religionskritik verletzt werden könnten. Also lassen wir das Thema
>> zwischen uns beiseite, eben weil Du mich nicht „bekehren“ wirst und
>> ich ebenso weit davon entfernt bin, Dir Religion nahezubringen (welch
>> absurdes Ansinnen das doch wäre!).
>> Wenn Du jedoch die „philweber“ weiterhin vom „unsinn der theo -a-
>> logie“ überzeugen willst, oder diese es wünschen, dann sollte man das
>> hier artikulieren; diesbezüglich werde ich dann Mitleser sein.
>>
>
> lieber Karl,
>
> meine ablehnung aller magisch-animistischen ideologien, und religionen
> sind AUCH solche,
> hat einen sehr ernsten hintergrund:
>
> ich bin der meinung, dass wir die heutigen probleme-lagen +
> zukünftige, sich heute bereits anbahnende,
> nur mit einer wahrscheinlichkeit P = ??? in den griff bekommen können,
> falls überhaupt noch !,
> wenn unser denken und unsere vorgehensweisen dazu knallhart-rational
> sein werden ...
> (entweder unser schierer "verstand" kann uns noch retten, oder niemand
> und nichts)
>
> es ist daher spätestens heute nicht mehr die frage, "ob wir sowas wie
> religionen und welche und wie haben",
> sondern ob wir uns trotz der problemelagen alte ideologien von anno
> tobak noch leisten können,
> die aufgrund ihrer inhalte und aussagen völlig ungeeignet sind, die
> probleme auch nur zu sehen, zu benennen, zu begreifen,
> und das begreifen ist ja schließlich DIE voraussetzung, um überhaupt
> aktionsfähig zu werden,
>
> ist ist ähnlich,
> wie wenn ich in einer sumerischen schrift aus dem altertum mir
> aufschluss über die bedienung eines heutigen verkehrsflugzeugs holen
> wollte
>
> aber egal ...
> du fühlst dich von meinen einlassungen
> irgendwie/irgendwarum/irgendwieso (persönlich?) angegriffen,
> und das ist
> (1) nicht meine absicht
> (2) nicht sinn und zweck des meinungen-austausches in dieser runde,
>
> also richtig:
> lassen wir dieses thema ruhen, blenden wir es für die zukunft einfach
> aus !
>
> ich darf DICH trotzdem -wie immer, und in freundschaft- grüßen,
> wh.
>
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War mir schon klar, dass Deine Ausführungen keine Satire sind. Und so würde ich meinerseits vorschlagen, diese Thematik hier wirklich nicht mehr zwischen uns beiden zu behandeln. Du wirst mich nie von Deiner magisch-animistischen Auslegungs-Morotte überzeugen, denn sie ist für mich ebenso „Schimäre“, wie diese es für Dich bzgl. aller nichtmateriellen (also nicht „Kappes und Kartoffeln“ gefütterter) Gegenständlichkeit ist. Wir haben und finden keine gemeinsame Basis, was mich definitiv nicht stört, denn wie gesagt: zu unterschiedlich sind diesbezüglich unsere Perspektiven. Was mich aber wirklich stört ist, dass, hervorgerufen durch meine jeweilige Replik auf Deine Ausfälle gegen Religion, Theologie und ähnliche Themen, andere Teilnehmer (insbes. stille Mitleser) durch eine in meinen Augen unqualifizierte wie gleichermaßen verächtlich angelegte Religionskritik verletzt werden könnten. Also lassen wir das Thema zwischen uns beiseite, eben weil Du mich nicht „bekehren“ wirst und ich ebenso weit davon entfernt bin, Dir Religion nahezubringen (welch absurdes Ansinnen das doch wäre!).
Wenn Du jedoch die „philweber“ weiterhin vom „unsinn der theo -a- logie“ überzeugen willst, oder diese es wünschen, dann sollte man das hier artikulieren; diesbezüglich werde ich dann Mitleser sein.
Bester Gruß an Dich und in die Runde“! - Karl
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> Am 25.11.2020 um 13:29 schrieb waldemar_hammel <waha3103x(a)googlemail.com>:
>
>
>
>> Am 25.11.2020 um 00:33 schrieb K. Janssen:
>>
>> Theologie ist schlichtweg Wissenschaft von Gott und im weiteren Sinn die Auslegung von Offenbarung.
>
>
> theo-logos <=> theo-a-logos
>
> ja eben!, möchte ich sagen ...
>
> was soll "wissenschaft von gott" denn heißen?
> eine "wissenschaft über nichts? eine wissenschaft über imaginiertes? wissenschaft über schimären?
> das wäre doch bestenfalls im bereich psycho-pathologie anzusiedeln, oder ähnlich ?
>
> und auch "auslegung(en) = exegesen von offenbarung"?
> seit wann handelt denn (seriöse) wissenschaft über offenbarungen/wunder/usw?
>
> oder anders herum, und durchaus ja möglich (denn WIR menschen definieren ja begriffe):
> man legt "wissenschaft" sehr weitläufig aus (wie eben oben),
> dann gehört aber eben auch hexerei, gespensterkunde, paraphysik usw zu den wissenschaften?
>
>> Subjektive wie auch kollektive Gotteserfahrung mit deren unterschiedlichsten Ausformungen und Interpretationen lassen sich nicht in der allgemeinen Begrifflichkeit eines kulturellen Sprachraumes ausdrücken. Daher versucht die theologische Exegese, die bildhafte, wie auch mythologische Ausdrucksform der Bibel und diversem religionsbezogenen Schriftgut in heute verständliche Begrifflichkeit zu transformieren, dieses mit – aus meiner Sicht - bislang äußerst mäßigem Erfolg.
>
> doch wieder meine "harte" frage:
> kann man denn blühenden unsinn in sinn übersetzen?
>
> "alles seiende ist nur ein gleichnis" (wie es mystiker einst meinten)
> nein! und nochmal nein,
> in einer wechselwirkungen-welt (immer-nur-weiter-werden welt, in der jedenfalls ICH lebe) ist alles seiende der übergang zwar zwischen gewesenem und nachfolgend-seiendem,
> aber "solange es ist" ist es vollgültig, ganz real, und nur-sich-selbst = es ist eben KEIN gleichnis für etwas anderes, insbesondere kein hinweisschild auf höheres, jenseitiges, "transzendentales", oä.
>
>> Bislang, denn bei genauer Sicht auf heutige Lehrinhalte und deren Ausgestaltung, sowie auf veröffentlichte Arbeiten zeigt sich eine deutliche Veränderung und man kann aktuell der Theologie mit Fug und Recht den Status einer geisteswissenschaftlichen Disziplin zuschreiben, die in ihren jeweiligen Fachbereichen (Kirchengeschichte, Fundamental- Moral- Pastoraltheologie etc) um eine zeitgemäße Lehre bemüht ist.
>
> "lehre" im sinn von "lehren", (das bezweifele ich),
> sondern "lehre" im sinne von doktrin = ideologie,
> und natürlich ist moderne theo-a-logie im sinn der anpassung an die moderne bemüht, die "alten kisten" so umzumodernisieren, dass man damit als rattenfänger überhaupt noch unterwegs sein kann (ohne dass das publikum einen auslacht, oder als verrückt nennt und in ketten legt), dies ändert aber die sache nicht, dass der GLAUBE AN real NICHTS keine wissenschaft im üblichen verständnis sein kann, also theo... kein akademisches fach.
> (dass theo... immer noch akademisch vertreten ist, haben wir lediglich dem mittelalter mit seinen "artes" zu verdanken, es ist ein relikt, sonst nix),
>
> ein relikt = artefakt aus vorgestriger zeit, für das wir alle zudem teuer zahlen, denn diese anachronisten-lehrstühle im theo-bereich werden aus steuern finanziert, nur mit der feinheit, dass die "öffentlichkeit" = der staat, keinerlei mitspracherechte hat, weder bei der besetzung der posten und pöstchen, noch bei den inhalten ! (und die berühmte "freiheit der lehre" usw, auf die sich diese leute natürlich beziehen, deckt das keineswegs ab, es ist vielmehr der tradition geschuldet, dass an theo-a-logie lehrstühlen, krass ausgedrückt "verrückte nicht nur ihren verrücktheiten frönen und sich darin fläzen dürfen", sondern die elaborate ihres tuns anschließend auch noch unters volk bringen dürfen, was für mich den tatbestand der vorsätzlichen geistig-mentalen umweltverschmutzung erfüllt, und eigentlich strafbar sein sollte wie alle anderen umweltdelikte auch (das ist genau dasselbe wie bei fake-news und trash im internet, nur im fall theo... mit staatlicher genehmigung, und das finde ICH unerhört und unerträglich)
>
>>
>>> ... denn es ist zb einer hexe besser, im zwischenzustand "erst wenig gehext" verbrannt zu werden, und danach nur ins fegefeuer zu kommen, als im endzustand "zb 80 jahre lang nur gehext" ewiger verdammnis anheim zu fallen, ... kinder an den füßen ergreifen und mit den köpfen an wände schlagen bis blut und gehirnmasse herausspritzt und sie brav und christlich tot sind (berichtet von BISCHOF ! batholomé de las casas/ la conquista de america del sur), weil es immer besser ist, dass kinder früh sterben, denn dann sind sie noch unschuldig und kommen direkt in den himmel, ... hat der all-liebende vater im himmel auch seinen eigenen sohn von seinen handlangern liebevollst-genüsslich foltern und dann ratzfatz schön langsam umbringen lassen, weil das der erlösung von allen übeln sehr zuträglich ist, weil, wenn man einmal richtig tot ist, kann einem nichts und niemand mehr wehtun, und das ist doch die hauptsache !
>>
>> Ernsthaft? Oder soll das von Dir Geschriebene Satire sein?
>
> nö, das obige ist durchaus ernstgemeint, es beruht auf einlassungen von "theologen" alter zeit, und von leuten, die die conquista, zb mittel- und süd- amerikas, selbst miterlebten, zb besagtem bartholomé de las casas
> https://de.wikipedia.org/wiki/Bartolomé_de_Las_Casas,
> und auch just die jesuiten (denen der jetzige papst angehört) könnten da bände erzählen, die hatten nämlich zu dieser zeit den "kommunismus" in "las americas" = "america del sur" quasi vorweggenommen, indem sie im heutigen uruguay/paraguay und teilen argentiniens "kommunistische" indio-gemeinschaften gründeten (selbstverwaltung, autarke wirtschaftskreisläufe, usw), wurde von rom natürlich ganz schnell auf null gebracht, UND sogar diese jesuiten, immerhin "gesellschaft jesu", zum teufel geschickt.
>
> gruß, wh.
>
>
>
>
> Diese E-Mail wurde von Avast Antivirus-Software auf Viren geprüft.
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>
>
Bevor uns die Covid-Plage hier in philweb nun gänzlich die Lust am
Denken und Schreiben verleidet (oder - wie mir - die Gesundheit nimmt)
könnte man sich der Frage zuwenden: Was macht unsere Spezies so
vulnerabel, dass sie dieses Viren-Übel so schonungslos treffen kann, es
weltweit Gesundheit, Wirtschaft und Kultur zu Boden wirft ohne Rücksicht
auf Stellung, Amt und Würden.
Den sog. Corona-Leugnern möchte man die Sage erzählen, an die ich mich
nur sehr vage erinnere:
In einem herrschaftlichen Baderaum war des Königs Gattin der Gefahr
ausgesetzt, wegen Wasserüberlauf zu ertrinken, davor sie vom Bademeister
gewarnt wurde. „Als wer schreist du da?“, fragte die Noble herrschend
zurück, verweilte und ertrank schließlich. Fazit: Fühlt man sich über
Warnende erhaben, könnte man also in‘s Unglück geraten.
Wann immer man sich - berechtigt oder nicht - erhaben fühlt oder gibt,
sollte man sich die Frage stellen: Als welcher denke, fühle und handle
ich? Wer verkörpert denn dieses mein ICH? Wer bin ich überhaupt?
„Wer bin ich“ scheint eine ewige Frage zu sein. Um nun nicht in den
Verdacht zu geraten, damit einem populären wie omnipräsenten Medien- und
TV-Protagonisten in die Quere zu kommen, verweise ich sogleich auf einen
Spektrum-Beitrag (Wiss.Magazin), der mich wieder einmal an dieses Thema
herangeführt hat. Dabei ist es nicht so, dass mich diese Frage
selbstquälerisch umtreiben würde; da halte ich es eher mit Descartes‘
cogito. Erstaunlich jedoch für mich, dass sein vielgescholtener
Geist-Körper-Dualismus (interaktionistischer Substanzdualismus) immer
noch nicht in seiner eigentlich intendierten Tiefe verstanden sein will.
Seine Argumentation bzgl. der Art des denkenden Ichs wird zitiert mit
a) „ich kann mir nicht widerspruchsfrei vorstellen, dass ich nicht
existiere, solange ich denke“
b) „ich kann mir jedoch widerspruchsfrei vorstellen, dass ich auch ohne
alle körperlichen Eigenschaften existiere“
Ersteres Argument sollte, trotz seiner radikalen Reduzierung auf das
Denken, tatsächlich widerspruchsfrei gültig sein. Letzteres hingegen
kann Descartes nur in der Annahme einer möglichen „jenseitigen“ Existenz
getroffen haben (was als Jesuiten-Zögling auch nicht verwundern kann),
wie dies eben auch in den religiösen Vorstellungen verschiedenster
Kulturen geschieht. Das Argument wird dort jedoch als ungültig angesehen
werden, wo für eine (menschlich) erlebbare Existenz einzig die
hinreichend körperliche Funktionalität - durchaus in Interaktion mit
immateriellen Agenzien (Geist) – vorausgesetzt wird.
Grundsätzlich aber sollte eine eindeutige Unterscheidbarkeit (und damit
Dualität) zwischen pur materieller Körperlichkeit des Menschen und sog.
reinem Geist widerspruchsfrei anzunehmen sein.
Einerseits also der physische Körper (soweit unversehrt) als ureigenste
Voraussetzung für erlebbare Selbstbewusstheit (dem Ich); andererseits
reiner Geist, der an sich autonom existierend (wie und wo auch immer)
angenommen werden kann.
Descartes ging davon aus, dass Leib und Geist (Seele) grundlegend
verschiedene Substanzen sind, die funktional jedoch kausal (seiner
Ansicht nach in der Zirbeldrüse) interagieren. Soweit – so gut, was
spräche dagegen, außer der Annahme, dass Geist, eben als Homunkulus im
Gehirn des menschlichen Körpers, diesen solchermaßen als isolierte
immaterielle Substanz steuern sollte. Dennoch sollte man Descartes und
seinen Zeitgenossen diese Fehleinschätzung nicht geringschätzig
anrechnen, denn sie wird insoweit bis heute betrieben, als man nach wie
vor im Gehirn isoliert Geist resp. Bewusstsein zu lokalisieren sucht.
Davon ausgenommen ist sicher die metaphorische Darstellung eines
kortikalen Homunkulus in den Neurowissenschaften (Penfield).
Wie immer man auch Geist (oder Seele) an sich definieren wollte, es
bleibt anscheinend bislang einzig die (Aus-)Flucht in die Metaphysik,
ausgeformt durch Religionen, philosophische Konstrukte (Ontologischer
Dualismus) oder aber auch (bisweilen irrwitzige) Esoterik.
Kraft seines Denkens war Descartes von seiner irdischen Existenz
überzeugt; die Annahme, ohne Körperlichkeit (wo auch immer) existieren
zu können, konnte nur auf Glauben gegründet sein.
Glauben (müssen/sollen) ist nicht jedermanns Sache, wenngleich mir in
diesem Zusammenhang die Ausführungen des Thomas von Aquin (wie so oft)
sympathisch und daher eingängig sind. Seine Unterscheidung von Geist und
Materie basiert auf seiner Akt und Potenz-Lehre (wir haben hier vor
Jahren darüber geschrieben). Als da sind die „universalia ant rem“, die
ursächlich im Geist (Gottes) vorgebildet sind, solchermaßen als
„universalia in re“ in Realität (in den Dingen) sind und schließlich
„universale post rem“, die durch den Intellekt aus den Dingen
hergeleitet werden. Für Aquinus ist der intellectus possibilis (in
Anlehnung an Aristoteles) das grundsätzliche Vermögen, per Intellekt
(Verstand und Vernunft) die real möglichen Dinge der Lebenswelt zu
erkennen und in Bezug auf die Seele (Geist) per intellectus agens das
Erkannte zu verwirklichen (zufolge der menschlichen Befähigung zur
Abstraktion in Aktualität zu bringen).
Abstrakte Scholastik, möchte man sagen, die jedoch (in diesem Fall) von
prinzipiellem Verständnis der Zusammenhänge von Interaktion zwischen
Geist und Körper zeugt und vor allem als wohlwollende Abstraktheit den
oftmals dogmatisch festgezurrten Thesen und Theorien in Philosophie und
Neurowissenschaft entgegensteht, sowie Raum lässt für diesbezüglich
künftige weiterführende Erkenntnisse der Menschheit, die durch
interdisziplinäre Forschung zutage kommen werden.
Unbenommen der so interessanten wie lehrreichen historischen Annahmen,
Theorien etc., liegen uns gegenwärtige Denkmodelle näher, so
beispielsweise namhafte Vertreter des interaktionistischen Dualismus wie
Popper und Eccles. Sie führen ihre diesbezügliche Argumentation zur
Interaktion zwischen Geist und Körper (i.W. Gehirn) auf eine quasi
subatomare (und damit irgendwie auch virtuelle) Ebene.
Eccles Wechselwirkungstheorie und Poppers 3-Welten-Theorie beschreiben
die Interaktion als Prozesse zwischen allen Dingen, Körpern etc. der
physisch realen Lebenswelt (Poppers Welt1) und abstrakt geistigen
Elementen immaterieller Welten (Poppers Welt 2 und 3).
Bedeutsam bei diesen Denkansätzen (wobei mir die Theorien
beispielsweise von Burkhard Heim oder Alan Guth fundierter erscheinen)
ist für mich der Wechselwirkungsbegriff, insbesondere die Interaktion
zwischen (funktionalem) Körper und Geist, also zwischen materiellen und
immateriellen Substanzen/Entitäten. Voraussetzung hierzu ist die
Fähigkeit mit letzteren in wechselwirkende Resonanz zu treten. Dazu
bedarf es m.E. nicht notwendigerweise irgendwelcher religiös,
metaphysisch oder gar esoterisch beschriebener Mechanismen (obgleich
fallweise praktikabel), sondern der Kenntnis und Bewusstheit von
Feldtheorien. Wie der hochgeschätzte Feynman postulierte „Everything is
made of atoms“, möchte ich sagen, alles ist prozessoraler Teil von 12
Quantenfeldern (Materie) und 4 damit interagierenden Kraftfeldern
(Gravitation, Elektromagn,, starke u schwache Kernkraft) mittels deren
wechselwirkende Mechanismen jegliches Leben begonnen, geformt, bestimmt
und auf Zeit erhalten wird.
Wenn also Descartes einen Homunkulus in der Epiphysis cerebri am Werk
sah, würde ich heute den Bewusstseinsbegriff eher an den Thesen von
Hameroff und Penrose festmachen, wonach das Bewusstsein von biologisch
„orchestrierten“ kohärenten Quantenprozessen in Clustern von Mikrotubuli
in Gehirnneuronen abhängt und diese informationsverarbeitenden
Quantenprozesse mit der neuronalen synaptischen und Membranaktivität
(Resonanz!) korrelieren sowie diese regulieren. Diese „Denkprozesse“
laufen also nicht klassisch algorithmisch ab, sondern als
Quantenmechanismen. Gewissermaßen Biophysik des Bewusstseins, der
mittlerweile durch beobachtbare elektroenzephalographische („EEG“)
Korrelate des Bewusstseins eine Schlüsselrolle in der Lebensentwicklung
zugesprochen werden könnte. Daraus ließe sich schließen, dass das
Bewusstsein eine intrinsische Rolle im Universum spielt, dessen
unverbrüchlicher Teil der Mensch ist und dies durch fortwährende
Interaktion mit diesem verkörpert. Sein inneres Erleben vollzieht sich
durch aufeinanderfolgende multimodal integrierte Erfahrungen und führt
mit steigendem Komplexitätsgrad zu Bewusstsein als eine emergente
Eigenschaft des Gehirns.
René Descartes kommt jedenfalls das Verdienst zu, Grundlegendes zur
Wechselwirkungstheorie von Körper und Geist entwickelt zu haben. Das
Leib-Seele-Problem und damit die Frage „wer bin ich“ wird uns dennoch
weiterhin einige Zeit beschäftigen und ich hoffe auf lehrreiche Beiträge
hier in diesem Freundeskreis.
Bester Gruß in die Runde!
Karl
> Am 19.09.2020 um 20:44 schrieb waldemar_hammel <waha3103x(a)googlemail.com>:
>
>
> religionen SIND (auch) ideologien, in diesem fall welche aus dem magisch-animistischen welterleben,
> aber in nichts besser oder anders-gestrickt als säkulare ideologien, wie zb die kommunismen, kreationismen, usw
Hi wh,
Du wirst nicht müde, immer wieder auf das magisch-animistische Welterleben in der Menschheitsentwicklung hinzuweisen. Das hat es wahrscheinlich sogar einmal gegeben, aber Kulturen sind wandelbar. Das zeigen ja zumindest einige religionsfreie Regionen auf der Welt, mögen sie auch noch so klein sein. Eine andere Frage dabei ist, ob wir auch individualgeschichtlich derart belastet sind? Die dem Neocortex unterliegenden Hirnregionen zwingen uns nur in Notsituationen, wenn es schnell gehen muss, Verhaltensweisen auf. Ansonsten fluktuieren unsere Erinnerungen, Gedanken und Motive recht frei umher. Werden nicht vielleicht die Kleinen erst mit dem Erlernen der Sprache durch die Eltern, in der Schule und vor allem durch die übermächtige Spielzeugindustrie so stark indoktriniert, dass sie auch während des pubertären Aufbegehrens kaum mehr davon los kommen? Es wäre interessant, Kinder einmal ohne diesen ganzen typischen Kinderkram aufwachsen zu lassen. Z.B. weg mit den Märchen, her mit der SciFi. Meiner Vermutung nach, würden sie dann keinem magisch-animistischen Welterleben anheim fallen.
Es grüßt,
IT
[Philweb]
Am 21.11.20 um 20:49 schrieb waldemar_hammel via Philweb:
> [Philweb]
>
> _______
>
>> Am 20.11.2020 um 23:03 schrieb K. Janssen via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>:
>>
>>
>> … An diesen Daten findet sich nichts Körperliches!
>
> Hi Karl,
>
> so wird es immer wieder von Informationsfans wiederholt, aber wozu
dann die ständig erweiterten, gigantischen Rechenzentren zur
Datenverarbeitung? Daten sind genauso wenig immateriell wie die Energie
und Entropie, die zu ihrer Verarbeitung notwendig ist. Als IT-Ingenieur
wirst Du Landauers Grundsatzarbeiten kennen. Für die Mitleser: Der in
die USA ausgewanderte jüdische deutsche Physiker Rolf Landauer
(1927-1999) untersuchte 1961 die "Irreversibility and Heat Generation in
the Computing Process", um die thermodynamischen Grenzen des
elektronischen Rechnens auszuloten, 1991 formulierte er sein Diktum:
"Information is a Physical Entity" und 1996 hatte er "The physical
nature of information“ herausgearbeitet. Natürlich kann man ebenso wie
Zahlenräume auch Informationsräume abstrahieren, aber Grundlage bleibt
letztlich die schlichte physische Tätigkeit des Zählens.
entschuldigt bitte die kurze einmischung hier, aber ich ärgere mich echt,
denn "information" ist eben KEINE physikalische größe oder gar
grundgröße, auch wenn Berühmtheiten wie Landauer, Weizsäcker, und viele
andere irrtümlich (scheinbar??) gegenteiliges behauptet haben und es bis
heute tun.
Signale sind physikalische dinge, zb licht,
indem Signale (zb licht) von dazu geeigneten detektoren rezipiert
werden, zb Auge, werden aus Signalen => Informationen =
Information "besteht" also daraus "durch signale informiert zu werden"
= dass Signale von rezeptoren/detektoren/irgendwas entsprechendem/
aufgefangen (und mitunter vorverarbeitet) werden
(und diese Informationen können dann durch nachgeschaltete einheiten zu
Nachrichten aufinterpretiert werden)
Signal => Information => Nachricht
Diesen Beitrag lese ich erst jetzt, Waldemar.
Nun, das kommt der Sache näher.
Und die „Einmischung“ sollte natürlich ohne Ärger geschehen!
Ärger haben wir derzeit genug mit diesem Covid-Mist! Also keinen
zusätzlichen draufpacken!
Beste Grüße! - Karl
Am 21.11.20 um 20:49 schrieb waldemar_hammel via Philweb:
> [Philweb]
>
> _______
Diesen Beitrag lese ich erst jetzt. Nun, das kommt der Sache näher. Und
die „Einmischung“ sollte natürlich ohne Ärger geschehen! :-)
Ärger haben wir derzeit genug mit diesem Covid-Mist! Also keinen
zusätzlichen draufpacken!
Beste Grüße! - Karl
> ________________________________________
> Philweb mailing list
> Philweb(a)lists.philo.at
> http://lists.philo.at/listinfo/philweb
„Wer bin ich – wer sind wir?“ Unsere Diskussionsbeiträge zu diesen
Fragen haben uns zuletzt ein Stück weit in eine „Sackgasse“ laufen
lassen. Dies vielleicht auch deshalb, weil wir am Diskurs Beteiligten
mit unseren individuell fixierten Überzeugungen, Stellungnahmen,
Empfindlichkeiten etc. die Möglichkeit eines konsensfähigen
weiterführenden Dialogs erschwert haben, noch dazu, wenn persönliche
Standpunkte zu einen im Diskurs stehenden Sachverhalt als quasi
axiomatisches Faktum postuliert werden (etwa in Art eines
„Basta-Arguments“: das ist so – Punkt!). Letzteres ist natürlich
unumgänglich, wenn das diskutierte Thema tatsächlich (einem
interdisziplinär -wissenschaftlich breit angelegten Konsens folgend) als
allgemein gültig geklärt ist. Das kann aber selbstredend nicht für
Themenkreise der Metaphysik und schon gar nicht für Religion angenommen
werden (warum wir aus gutem Grund letztere hier etwas zurückstellen
wollen, allerdings ohne diese zu tabuisieren).
Diesbezüglich ebenso kritisch ist der Themenkomplex der Anthropologie,
gleichermaßen, ob man ihn aus philosophischer oder naturalistischer
Sicht betrachtet.
So kann etwa die mit Absolutheitsanspruch getroffene Aussage, der Mensch
sei nichts anderes, als ein geistloser, von „Kappes und Kartoffeln"
gefütterter Molekularverbund und damit: "leben ist nur materie und sonst
nix !“, jede weiterführende Diskussion abwürgen; diese weiterführen zu
wollen, erübrigt sich jedoch ohnehin, wenn unter derart unilateral
angelegtem Aspekt man davon ausgeht, dass das Rätsel des Lebens bzw. der
Lebensentstehung bereits (eben aus evolutionsbiologischer Sicht) gelöst ist.
Sollte man sich also mit derartig mono-polarem Denkmodell (demnach eine
als einzig gültig anzunehmende physikalisch-materialistische Realität)
abzufinden haben, erhebt sich die Frage, ob denn überhaupt noch ein
transmaterieller, philosophisch orientierter Blick auf den Menschen im
Kontext unseres Themas „wer bin ich – wer sind wir?“ sinnvoll ist und
insbesondere weiterführend sein kann.
Damit wäre dann auch die Aufforderung des Gnothi Seautón, also jenem
„erkenne dich selbst!“, das Du, Waldemar, uns vor einiger Zeit hier an‘s
Herz gelegt hast, obsolet geworden!
Wenn jedoch unumstößlich gelten sollte: "leben ist nur materie und sonst
nix !“ dann gibt es demnach nichts mehr zu erkennen, da „Materie“
(naturwissenschaftlich) hinreichend definiert und erklärt ist (vom
Phänomen der Dunklen Materie einmal abgesehen).
Wenn man mit Bezug auf pur geistlose Materie unser Thema erörtert und
sich demgemäß mit o.a. ernüchternder Erkenntnis zufrieden gibt,
letztlich nur ein geistloser Molekularhaufen zu sein, scheint es mir nur
wenig tröstlich, sich immerhin als ein hochkomplex wechselwirkendes
System zu erkennen, überdies dem genialen Prinzip der Autopoiese folgend.
Anm. für Ingo: Ich betrachte den Menschen (wie von Dir kritisch
gewürdigt) nicht als System im Sinne eines (von wem auch immer)
„gemachten Systems“, sondern (in spezifisch naturalistischer Sicht) als
ein Konglomerat chemisch-biologischer Kreisprozesse, die man mit
vornehmlich wissenschaftlich-systemischer Methode (Thermodynamik,
Entropie etc.) erklärt, bzw. diese zu beschreiben versucht. Dabei mache
ich eben nicht Halt bei ausschließlich positivistisch sowie
naturwissenschaftlich angelegten Denk- und Erklärungsmodellen (die
übliche Grundlage für ein rigides nihilistisches Weltbild) sondern
beziehe Fragestellungen bzgl. des (eigentlich nicht zu bezweifelnden)
immateriellen, also geistig-seelischen Daseins mit ein.
Erstere Weltsicht wird m.E. durch R. Dawkins auf ernüchternde, jegliche
Übernatürlichkeit entbehrende Art beschrieben:
„In einem Universum mit blinden physikalischen Kräften und genetischer
Verdoppelung werden manche Menschen verletzt, andere haben Glück, und
man wird darin weder Sinn und Verstand
noch irgendeine Gerechtigkeit finden. Das Universum, das wir beobachten,
hat genau die Eigenschaften, mit denen man rechnet, wenn dahinter kein
Plan, keine Absicht, kein Gut oder Böse steht,
nichts außer blinder, erbarmungsloser Gleichgültigkeit.“ (R. Dawkins)
Und diese Sichtweise trifft unumwunden zu, soweit sie unter Ausrichtung
auf ausschließlich evolutionsbiologische Kriterien angelegt ist.
Diesem „Horror vacui“ zu entkommen, könnte man es mit Epikur halten oder
versucht sein, ein von den Naturwissenschaften mit dem Anspruch auf
Letztbegründung erklärtes Weltbild zu übernehmen, ohne jedoch sicher
sein zu können, dass dieses definitiv unwiderlegbare, axiomatische
Relevanz hat (also letztlich doch nur eine auf Naturwissenschaft
bezogene Selbstinterpretation ist). Letzteres auszuschließen, kann m.E.
nur durch interdisziplinäres Bemühen um Verifizierung bzw.
Falsifizierung entsprechender Thesen sichergestellt werden. Daraus
ergibt sich, dass ein mit Absolutheitsanspruch (somit Letztbegründung)
allein durch Naturwissenschaft oder Geisteswissenschaft entwickeltes
Weltbild (von Theologie ganz zu schweigen) unzutreffend sein muss, da
jeder Seite die Perspektive der anderen fehlt.
Natürlich kann man versuchen, beide Perspektiven zusammenzuführen und
vom großen Ganzen, einem „alles ist eins“ ausgehen, wie dies vornehmlich
in spirituell bzw. magisch-animistisch (Waldemar-speech) angelegten
Weltbildern geschieht.
Ich kann dieser Weltsicht nichts abgewinnen, da sie zum einen die
Grundannahme eines (mittlerweile auch in unserem Kulturkreis weit
verbreitetes) irrational-idealistischen Wunschbild von unserer
Lebenswelt ist und zum anderen deren dialektisches Grundprinzip damit
verletzt wird.
Dieses Grundprinzip beziehe ich vordergründig nicht auf den
dialektischen Materialismus (Engels), wonach die Einheit der Welt in
ewig, unendlicher Materie begründet ist und damit, wegen der Äquivalenz
von Materie und Energie, letztere (ausschließlich!) als essentieller
Beweggrund fortwährend autopoietischer Welterschaffung zu gelten hätte.
Als definitiv zutreffend hingegen sehe ich die Tatsache, dass sich die
konkrete (von diversen Bewegungsgesetzen determinierte) Wirklichkeit im
Bewusstsein des Menschen abbildet. Diese Dynamik von Materie ~ Energie
ist der Gegensätzlichkeit geschuldet, eben also genau dieses
unumgängliche Spannungsfeld (Differenz) zu (evolutionärer) Veränderung
resp. Weiterentwicklung führt.
Den Unterschied resp. die spezifische Charakteristik von Materie
(Körperlichkeit) und Bewusstsein/Geist sehe ich nicht durch deren
synkretische Wechselwirkung neutralisiert, sondern in dialektischer
Wechselbeziehung zweier Systeme ausgeprägt, eben der Physis und dem
Komplex psychischer Grundfunktionen (Intuition, Empfinden, Fühlen,
Denken – gem. C.G. Jung).
Damit sind wir auch bei W. Pauli (hier als Patient von Jung), dessen
Gedicht zu "Quantenmechanik und I Ging" uns Ingo T. hier vorgestellt hat.
Pauli zählte zu jenen Forschern, die eine Reduzierung von
Bewusstsein/Geist einzig auf materielles Prozessgeschehen
(Wechselwirkung) als nicht hinreichendes Erklärungsmodell ablehnen (wie
sollte er auch: war er doch für seine „paranormale“ Ausstrahlung
berüchtigt und in Laborumgebungen gefürchtet :-) ).
Jung spricht in diesem Zusammenhang von dialektischer Entwicklung
mythischer Substanzen, die sich als Archetypen im kollektiven
Unbewussten widerspiegeln.
Somit könnte m.E. Waldemars Denkansatz von unterschiedlichen „Layern“
weiterführend sein:
/wh: „unser grundlegender emotionaler layer aber kennt diesen
immun-unterschied nicht, so behauptet der emotio-layer in uns lebenslang
"alles ist eins", während das immunsystem behauptet "es gibt ich selbst
und fremd", und so werden vom emotio-layer götter gebildet, die das
"alles ist eines" weiter tragen..“/
Dieser „emotio-layer“, ausgeprägt in diesem „alles ist eins“- Denken,
wäre nach C.G. Jung also nicht reduktiv, sondern würde zu transzendenten
und weltumfassenden Ideen führen.
Sich weder in derartigen Ideen verlieren, noch sich auf unbeweisbare
naturalistische Weltbilder zu versteifen, könnte dieses „Erkenne dich
selbst“ der griechischen Antike auf mahnende Weise hilfreich sein:
nämlich nicht im Erdenken und Erklären der Welt in Selbstüberhebung
(oder gar Selbstgefälligkeit) zu geraten.
Ebenso mahnend Waldemar:
/wh: „deshalb ist mensch im prinzip ein defekte-wesen, das lebenslang
auf einer art kindheitsstufe verbleibt = retardierung = gefangen in der
hirn-falle)“/
/Lebenslang auf Kindheitsstufe?/ Das mag für etliche Zeitgenossen
zutreffen, für uns hier alle in philweb möchte ich das keinesfalls
annehmen :-))
/Gefangen in der Hirn-Falle./ Nun, das sind wir bisweilen tatsächlich
(viel zu) oft!
Nicht darin gefangen sein zu müssen, also seinem Dasein (So-Sein)
lebenstüchtig zu begegnen, könnte man („im Zuge des „immun-erwachsen
werden“) aus der Erkenntnis des „ich und Außenwelt“ ein entsprechendes
Weltbild entwickeln, das von der Grundüberzeugung getragen ist, dass
jegliches Leben nur in Differenz möglich ist.
Sehr treffend (diesmal in mystischem Bezug!) von Waldemar ausgedrückt:
/wh: Es gibt [ihnen] die schlange mit gespaltener zunge (ja-nein,
gut-schlecht, nützlich-unnütz, usw) die sprache zur/der selbst- und
aussenwelt- erkenntnis, ...“/
Doch nicht nur Sprache als syntaktisch-logische Ausdrucksform von
ja-nein (analog zur informationstechnischen Symbolik von 1-0) sondern
die dahinter liegende Semantik gibt qualitativ Aufschluss über die
Relation von Selbst – und Außenwelterkenntnis (also dem Verhältnis des
subjektiven Selbstbilds zu einer objektiven Weltsicht). Dieses
Verhältnis ist m.E. nur durch objektive Introspektive zu erkennen (man
schaut, gemäß der Subjekt-Objekt-Trennung, gewissermaßen von außen auf
sich), d.h. das genuine ICH als Person (Persona) kann sich nur aus der
Perspektive einer Fremdsicht begreifen und das ist somit die einzige
Möglichkeit der Selbstobjektivierung.
/ “Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind
blind”./ Während erstere Aussage Kants als Binsenweisheit erscheinen
mag, ist die zweite elementar. Wenn man also keine Begrifflichkeit von
(für mich) unzweifelhaft existierenden seelisch-geistigen Elementen im
menschlichen Dasein hat, kann man auch keine zutreffende „Anschauung“
resp. Auffassung davon haben. Natürlich kann man diesem Defizit
abhelfen, indem man Begriffe wie Geist und Seele grundsätzlich infrage
stellt, bzw. ablehnt.
Für viele Menschen bedeutet dieses Defizit jedoch einen für sie
kritischen Sinnverlust.
Ich hatte vor einiger Zeit hier geschrieben, dass der Mensch ohne den
Glauben an Sinnhaftigkeit (hier ist nicht Religion gemeint!) bzw. ohne
die Überzeugung vom Sinn seines und des Lebens schlechthin, nicht in
zureichend psychischer Stabilität leben kann, d.h. die Last und Unbilden
des Lebens letztlich nicht ohne (meist psychosomatischen) Schaden zu
nehmen, ertragen kann.
Um nun der Furcht vor Sinnlosigkeit allen Lebens zu begegnen, muss bzw.
sollte man nicht in einen diffusen Glauben an einen „kosmischen Sinn“
oder ein irgendwie theologisch geprägtes Weltbild verfallen müssen.
Ebenso wenig sollte man glauben (resp. Glauben schenken), der Mensch
könne mit seinem letztlich beschränkten Erkennungsvermögen eine
letztbegründete „Theory Of Everything“ entwickeln (wir hatten hier
darüber geschrieben und ich meinte damit nicht Letztbegründetheit einer
allumfassenden Welterklärung einschließlich transnatürlicher Phänomene,
sondern die Möglichkeit, partiell letztbegründete Erkenntnis durch
Forschung zu gewinnen).
Für meine Begriffe bleibt Platons Höhlengleichnis auf alle Zeit
relevant, da Menschen nun mal intrinsischer Teil des kosmischen Systems
sind und daher nicht über die zur letztbegründbaren Erkenntnis
erforderliche Außensicht auf das kosmische Geschehen verfügen. Die
Überwindung der „kosmischen“ Subjekt-Objekt-Trennung kann (ohne Bezug
auf Metaphysik) nicht gelingen.
So stellt sich einmal mehr die Frage, ob Philosophie generell einem
Sinnverlust abhelfen kann (nicht gemeint ist die Frage nach dem Sinn des
Lebens als diesbezüglich allseits benutztem Stereotyp).
Ich denke ja, denn Philosophie, die nicht als schnödes Katheter-Ereignis
und nicht unter beharrlichem Bezug auf philosophiegeschichtliche Fakten
(so bedeutsam diese grundsätzlich sind) betrieben wird, sondern eben im
Sinne dieses „Erkenne dich selbst“ durch transzendentale Selbsterfahrung
zu generell erhellender wie ermunternder Sicht auf die Lebenswelt als
Ganzes führen kann.
Diese, an Husserls transzendentaler Ontologie anlehnende, Sichtweise
bezieht sich auf die faktische Weltverbundenheit und -offenheit des
Menschen, wie er sich dadurch eben nicht als sinnfreies Wesen
erniedrigt, sondern durch sein konkretes Einlassen auf die Lebenswelt
einen Platz einnimmt, von dem aus er seinen Eigenschaften und
Möglichkeiten entsprechend sinnstiftend wirken kann.
Weniger sinnstiftend ist m.E. eine grundsätzlich nihilistische
Weltsicht. Philosophie unter dem Aspekt eines radikalen Nihilismus
betreiben zu wollen, gleicht dem (hier nun wirklich) sinnlosen Vorhaben,
Fußball ohne Ball zu spielen.
Doch immerhin sehe auch für radikale Nihilisten eine Zukunftsvision: Den
Cyborg! Um es mit Shakespeare zu sagen: /„Früher war er Mensch, jetzt
ist er aus Eisen, mehr weiß man nicht!“/
Für nicht so sehr an spekulativ-philosophischen Aspekten interessierte
Zeitgenossen, sowie für jene Naturalisten, die sich in einer Art
Selbst-Transzendenz, quasi durch autopoietische „Selbst-Aktualisierung“
prägnante Authentizität erwirken und sich damit einen individuell
sinnstiftenden Lebensraum schaffen, könnte Huxleys Zielorientierung (und
doch in absoluter Anlehnung an Epikur!) als Maxime dienen:
/„Die Ziele, über die wir uns einigen könnten, liegen im Bereich eines
‚guten Lebens’, in einem erfüllten Dasein des Einzelnen, in den
hervorragenden Leistungen von Gesellschaften und Kulturen//
//und in der Vervollkommnung der Menschheit im Rahmen der biologischen
Evolution. […] Jeder einzelne Mensch sollte als ein geliebtes und
erwünschtes Kind in eine Umwelt hinein geboren wer-//
//den, die ihm in Freiheit die volle Entfaltung all der kennzeichnenden
Anlagen erlauben wird, mit denen er körperlich, geistig und seelisch
ausgestattet ist.“ (Huxley)/
Mit bestem Gruß in die Runde! - Karl
PS: Mit Goethe gesagt: Entschuldigung für meine längliche Ausführung,
zur Kürze fehlte mir die Zeit! (Ich sollte eher sagen, zur Kürze fehlte
mir Talent).
...und immer noch kein Wahlergebnis da über(n)see